Viele Heilmittel sind wenig bekannt

Mehr als nur Krankengymnastik: Hausärzte sollten die ganze Palette an Heilmitteln nutzen

Welche Heilmittel gibt es, und wie können sie kombiniert werden? Fragen, die in der Hausarztpraxis eine wichtige Rolle für die Versorgungsqualität spielen können. Antworten darauf gab es in einem Workshop beim DEGAM-Kongress.

Veröffentlicht:
Ein Psychotherapeut legt Hand an an das rechte Knie eines Patienten.

Stimmt die Indikation, sind alle Bestimmungen der Heilmittelrichtlinie beachtet? Für Hausärztinnen und Hausärzte ist die Verordnung von Physiotherapie nicht ganz ohne Tücken.

© Peter Atkins / stock.adobe.com

Hannover. Was ist ein Heilmittel? Zählen Akupunktur, Hippotherapie oder Blutegeltherapie dazu? Der großen Mehrheit der Teilnehmenden im Workshop über Heilmitteltherapien beim DEGAM-Kongress in Hannover war klar, dass diese Therapien zwar Anwendung finden, aber nicht zum Heilmittelkatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung zählen.

Manche der von Referent und Allgemeinmediziner Dr. Alexander Ranker vom Institut für Allgemeinmedizin der MHH genannten Heilmittel waren vielen dagegen unbekannt, etwa die Chiro-Gymnastik nach Dr. Laabs. Ranker machte deutlich: Heilmittel ist mehr als nur Krankengymnastik. Insgesamt umfasst der Katalog 39 Heilmittel, die bei einer sinnvollen Kombination deutlich wirksamer sein können.

Und: „Eine breite Palette an Heilmittelverordnungen ist wirtschaftlicher und plausibler als monotone KG-Verordnung.“

Wertschätzung für die Therapeuten

Damit die ganze Palette eingesetzt werden kann, ist deren Kenntnis Voraussetzung, aber auch das Bewusstsein über die Wirksamkeit und die Professionalität der Therapeuten. Ranker brachte mehrfach seine Wertschätzung über deren breites Wissen zum Ausdruck.

Physiotherapeuten etwa noch als Krankengymnasten zu bezeichnen, hält er angesichts ihrer Qualifikation für unangebracht. Um die eigene und die Kompetenz der Therapeuten kombiniert zum besten Ergebnis zu bringen, empfiehlt er regelmäßige Kommunikation mit den Therapeuten der Umgebung.

Weniger Verständnis zeigte er für die Entscheidungsträger, die den Katalog der Heilmittel festlegen. Manche Entscheidungen nimmt er als willkürlich wahr und nicht immer findet er es nachvollziehbar, warum eine Therapie am Ende Eingang findet, nachdem sie mehrere Jahre hintereinander abgelehnt wurde: „Das riecht nach Lobby.“

„Leider ein Bürokratiemonster“

Deutlich wurde auch: Um sich als verordnender Hausarzt oder verordnende Hausärztin gut mit dem Heilmittelkatalog auszukennen, ist eine intensive Auseinandersetzung damit erforderlich.

Man sollte über die Bedingungen von Blankoverordnungen, Zahl der Wiederholungen, Ausschlusskriterien und die möglichen Kombinationen Bescheid wissen - was durch die Vielzahl an Bestimmungen erschwert wird. Ranker räumte ein: „Das ist leider ein Bürokratiemonster.“

Komplizierte Richtlinien, lückenhaftes Wissen und Sorge vor einem Regress sind nach Erfahrungen Rankers die Gründe, weshalb Heilmittelverordnungen nicht oder fehlerhaft erfolgen – und damit die Versorgungsqualität mindern. Der Andrang bei seinem Seminar – es kamen rund doppelt so viele Teilnehmende wie veranschlagt – zeigte aber, dass die Bereitschaft zur Wissensauffrischung vorhanden ist. (di)

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