Betreuung nach Infarkt oder Schlaganfall
Monitoring bringt Sicherheit für Ärzte und Patienten – aber die Evidenz ist dünn
Bildgebende Verlaufskontrollen als Zeichen einer hochwertigen Versorgung? So nehmen es viele Patienten wahr. Ein Symposium beim DEGAM-Kongress vermittelte ein differenzierteres Bild.
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Refresher-Schulung in Echokardiografie: Setzt, wer es kann, diese Methode zu häufig ein? Studien deuten zumindest darauf hin, dass eine eklatante Überversorgung nicht wahrscheinlich ist.
© Stefan Straube
Hannover. Patienten schätzen ein regelmäßiges Monitoring, Ärztinnen und Ärzte ebenfalls – aber wie sinnvoll ist es? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Symposium im Rahmen des DEGAM-Kongresses in Hannover.
Wenn Patienten nach Schlaganfall und mit KHK bildgebende Verfahren angeboten werden, erzeugt dies in erster Linie ein Sicherheitsgefühl bei ihnen. Ein Verzicht darauf würde eher Besorgnis auslösen.
Dies ist in einer Umfrage der Universität Erlangen unter 14 Patienten deutlich geworden, deren Ergebnisse in Hannover vorgestellt wurden. Die Patienten verstehen bildgebende Verfahren als Zeichen einer hochwertigen Versorgung.
Eine Frequenz zwischen drei und 18 Monaten halten sie selbst für angemessen und sie haben in aller Regel das Gefühl, dass ihre Ärztinnen und Ärzte die Monitoring-Routinen beherrschen.
Ärzte wägen Vor- und Nachteile des Monitorings ab
Warum aber setzen die Ärztinnen und Ärzte Echokardiografie bzw. Duplexsonografie-Monitoring bei KHK- bzw. Schlaganfallpatienten ein? Mit dieser Frage hat sich die Universität Marburg beschäftigt und Ärztinnen und Ärzte dazu befragt.
Als „nützliche Ziele“ des Monitorings nannten die 22 Befragten das frühe Erkennen von Verschlechterungen, eine rechtzeitige Anpassung der Therapie, die Verhinderung eines möglichen Fortschritts einer chronischen Erkrankung, weniger Hospitalisierungen und eine Reduzierung der Kosten im Gesundheitswesen.
Als mögliche Risiken stehen dem aus Sicht der Befragten eine Überversorgung, Übertherapie und diagnostische Kaskaden gegenüber. Zu den Motiven für ein Ultraschall-Monitoring zählen für die Ärzte neben dem Streben nach einer bestmöglichen Versorgung auch finanzielle Anreize und das Thema Sicherheit.
„Die Patienten würde ich halbjährlich sehen, auf jeden Fall. Das wäre mir zu heikel, die nur jährlich zu sehen“, lautete ein Zitat eines Teilnehmenden der Umfrage.
Ein anderer sagte zum Thema finanzielle Anreize: „Wir machen die Echokardiografie natürlich, weil wir anders die Vorstellung hier beim Kardiologen nicht bezahlt kriegen.“
Keine therapeutische Konsequenzen
Deutlich wurde in der Umfrage auch, dass ein Ultraschall-Monitoring meist keine therapeutische Konsequenz hat.
Die Ressourcenbindung durch das Monitoring sehen die Befragten zwar kritisch, Änderungen müssten aus ihrer Sicht aber auf politischer Ebene getroffen werden.
Kassendaten zeigen: Monitoring wird nicht inflationär eingesetzt
Allerdings zeigen Auswertungen von Krankenkassen-Daten, dass mit dem Monitoring mittels Doppler nicht leichtfertig umgegangen wird und nur bei einem kleinen Anteil der Schlaganfallpatienten stattfindet.
Selbst bei Patienten, die beim Spezialisten vorstellig waren, erhält nur jeder zehnte ein regelmäßiges Monitoring. Ähnlich das Bild beim Echokardiografie-Monitoring von KHK-Patienten: Nach Daten der AOK erhalten rund 15 Prozent der KHK-Patienten wiederkehrend Echos, bei einer Frequenz von rund einem Jahr.
Wildwuchs wird begünstigt
Und wie sieht es mit den Leitlinien dazu aus? Ein systematisches Review aus Erlangen zu den Leitlinien-Empfehlungen zum Monitoring chronischer Erkrankungen kommt zu einem ernüchternden Fazit über dessen Evidenzgrundlage: Es fehlen nachvollziehbare Evidenzangaben bei rund der Hälfte der Empfehlungen.
Wenn es solche Angaben gibt, besteht meist ein geringer Evidenzgrad und Konsequenzen des Monitorings bleiben unkonkret. Damit sehen die Studienautoren einen möglichen Wildwuchs, diagnostische Kaskaden und Überversorgung zumindest begünstigt. Aus ihrer Sicht besteht die Notwendigkeit, Forschungsstrukturen zu Monitoring zu schaffen. (di)