Pankreatitis

Ab welchem Triglycerid-Wert wird's riskant?

Das Risiko für akute Pankreatitis ist bereits bei leichter Hypertriglyzeridämie erhöht.

Veröffentlicht:

KOPENHAGEN. Schon Serumtriglyzeride ab 177 mg/dl (2 mmol/l) im nicht nüchternen Zustand sind dänischen Ärzten zufolge mit "einem hohen [relativen] Risiko" einer akuten Pankreatitis assoziiert. Das relative Erkrankungsrisiko steigt in Abhängigkeit von der Triglyzeridkonzentration sogar stärker als das Herzinfarktrisiko, wie Simon B. Pedersen (Universität Herlev) und Kollegen berichten (JAMA Intern Med 2016; 176: 1834-1842).

Die Erkenntnisse beruhen auf der Analyse von prospektiv erhobenen Daten aus zwei bevölkerungsbasierten Kohorten, der Copenhagen General Population Study und der Copenhagen Heart Study. Von zusammen 116.550 Teilnehmern (medianes Alter 57 Jahre) hatten während der Beobachtungszeit von median 6,7 Jahren 434 eine akute Entzündung des Pankreas und 3942 einen Herzinfarkt erlitten.

Als Referenzwert galten Nicht-Nüchtern-Trigylzeridspiegel unter 89 mg/dl (1 mmol/l). Bei höheren Werten ergaben sich folgende Risikosteigerungen für die akute Pankreatitis: + 60 Prozent bei 89–176 mg/dl (1,00–1,99 mmol/l), + 130 Prozent bei 177–265 mg/dl (2,00– 2,99 mmol/l), + 190 Prozent bei 266–353 mg/dl (3,00–3,99 mmol/ l), + 290 Prozent bei 354–442 mg/ dl (4,00–4,99 mmol/l) und + 770 Prozent ab 442 mg/dl (=5,00 mmol/l). Die entsprechenden Risikozuwächse für einen Herzinfarkt lagen bei 60, 120, 220, 180 und 240 Prozent. Das absolute triglyzeridassoziierte Risiko war natürlich für die Pankreatitis geringer: Pro 10.000 Patientenjahre gab es in der Referenzgruppe 2,7 Fälle; in den Gruppen mit höheren Triglyzeridspiegeln kamen 1,6, 2,8, 3,6, 4,8 bzw. 9,3 Fälle hinzu. Herzinfarkte hatten in der Referenzgruppe eine Häufigkeit von 22 pro 10.000 Personenjahre, bei steigenden Triglyzeridwerten erhöhte sich die Zahl der Ereignisse um 19, 35, 50, 46 bzw. 56.

Pro Zunahme der Serumtriglyzeride um 89 mg/dl (1 mmol/l) erhöhte sich das Risiko einer akuten Pankreatitis um 17 Prozent. Die Risikosteigerung hatte auch dann Bestand, wenn die Studienteilnehmer nach Geschlecht, Alter, Raucherstatus, BMI, Diabetes, Alkoholkonsum und Gallensteinleiden differenziert wurden.

Dass schon leicht erhöhte Triglyzeridspiegel mit einem Anstieg der Pankreatitisraten verknüpft sind, war zuvor schon in zwei prospektiven Studien beobachtet worden. Falls es sich dabei um einen ursächlichen Zusammenhang handelt, postulieren die dänischen Studienautoren zwei mögliche Mechanismen: Die Spaltung der Triglyzeride durch die Pankreaslipase führt zu großen Mengen freier Fettsäuren im Pankreas. Indem sie sich zu mizellaren Strukturen mit Detergenswirkung zusammenlagern, können sie Azinuszellen und Gefäßbett im Pankreas schädigen und so Ischämie und Entzündung auslösen. Alternativ könnte bei hohen Konzentration von Lipoproteinpartikeln die Viskosität das Serums so erhöht sein, dass daraus eine Ischämie und Inflammation im Pankreas resultieren.(bs)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Abb. 1: Symptomverbesserung unter Upadacitinib zu Woche 8 und 52

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2]

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Erste Real-World-Daten bei Colitis ulcerosa und neue Langzeitdaten bei Morbus Crohn zu Upadacitinib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden
Abb. 1: Sequenzierung einer Biologika-Therapie bei MC: Effektivität von VDZ in Abhängigkeit der Therapielinie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Frühe versus personalisierte Therapie bei Morbus Crohn

Führt mehr als ein Weg zu einem besseren Behandlungsergebnis?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Arzt untersuch das Knie eines Patienten

© gilaxia / Getty Images / iStock

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Für die Einarbeitung sollten Neulinge eine feste Ansprechpartnerin im Team haben. (Motiv mit Fotomodellen)

© Manu Reyes / Stock.adobe.com

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten