Bei Plantarfasziitis ist Botulinumtoxin eine Option

BERLIN (hsr). Patienten mit chronischer Plantarfasziitis, die auf herkömmliche konservative Therapien bisher nicht angesprochen haben, hilft möglicherweise bereits eine einmalige Injektion von Botulinumtoxin A, um ihre Schmerzen deutlich zu lindern.

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Botulinumtoxin (BoNT) A wirkt bekanntlich sowohl analgetisch als auch antiinflammatorisch. Erste positive Ergebnisse mit dieser Substanz liegen nach Angaben von Dr. Richard Placzek bei chronischer Epicondylitis radialis humeri vor (Z Orthop 144, 2006, 405).

Um den Effekt von BoNT A nun auch bei chronischer Plantarfasziitis zu prüfen, haben der Orthopäde von der Charité in Berlin und seine Mitarbeiter 25 daran erkrankte Patienten in eine Pilotstudie zu einer geplanten größeren, randomisierten, Placebo-kontrollierten Untersuchung aufgenommen.

Vorangegangene Therapien hatten fehlgeschlagen

Die Erkrankung wurde als chronisch eingestuft, wenn sie mindestens vier Monate bestand und wenigstens zwei vorangegangene konservative Therapien nicht angeschlagen hatten. Solche Therapien sind etwa lokale Kortikoidinjektionen, Bandagen oder Einlegesohlen, physikalische Therapien wie exzentrische Dehnungen der Wadenmuskulaturen oder extrakorporale Stoßwellentherapie.

In einem offenen Heilversuch wurden den Patienten einmalig 100 oder 200 Einheiten BoNT/A (Dysport®, vom Unternehmen Ipsen Pharma angeboten) subfaszial in das schmerzhafte Areal gespritzt. Die Erkrankten dokumentierten im Verlauf den Maximalschmerz und den ständigen Schmerz mittels visueller Analogskala.

Evaluiert wurde auch, inwieweit die Kraft in der Zehen-, Unterschenkel- und Fußmuskulatur durch die Therapie beeinflußt wurde. Den Erfolg der Behandlung kontrollierten die Untersucher zwei, sechs, zehn und 14 Wochen nach der Injektion.

Die Schmerzen wurden schon nach zwei Wochen gelindert

Wie die Orthopäden berichten, verbesserten sich bei den mit 200 Einheiten BoNT/A behandelten Patienten sowohl die Werte für die maximalen als auch für die ständigen Schmerzen schon nach zwei Wochen signifikant. Nach 14 Wochen war der Grad für den Maximalschmerz der letzten zwei Tage auf der Skala von etwa acht vor der Therapie auf etwa vier gefallen, der für den ständigen Schmerz von über vier auf unter zwei gesunken.

Darüber hinaus verminderte die Behandlung nicht die Muskelkraft: Für die Zehen-, Unterschenkel- und Fußmuskulatur wurde jeweils der höchste zu messende Kraftgrad erzielt.



STICHWORT

Plantarfasziitis

An einer Plantarfasziitis sind bis zu zehn Prozent der Bundesbürger erkrankt. Oft gehen die Beschwerden von der akuten in eine chronische Form über. Jeder zehnte Patient spricht nicht auf eine Therapie an. Mikroskopisch sind als typische Anzeichen einer chronischen Entzündung und Mangeldurchblutung Kollagennekrosen, Chondrometaplasien, angiofibroblastische Hyperplasien und Matrixkalzifikationen nachweisbar. Die Fasziendicke kann sich um mehr als das Doppelte erhöhen. Die Patienten haben Schmerzen im Übergang von der Plantarfaszie zum Kalkaneus, die bei passiver Dorsalflexion von Zehen und Fuß zunehmen. Die Beschwerden treten meist morgens beim Aufstehen oder beim Erheben nach langem Sitzen auf. Zur konservativen Standardtherapie gehören lokale Kortikoidinjektionen, physikalische Maßnahmen und Akupunktur. (hsr)

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