Komorbide

Beim Kopfschmerz auf den Rücken schauen

Wer häufig unter Spannungskopfschmerz oder Migräne leidet, hat möglicherweise auch ein chronisches Rückenproblem. Auf solche Zusammenhänge sollte künftig mehr geachtet werden, meinen die Autoren einer deutschen Studie.

Veröffentlicht:
Kopfschmerzen?

Kopfschmerzen?

© Yuri Arcurs / fotolia.com

ESSEN. Um Zusammenhänge zwischen Kopf- und Rückenschmerzen zu untersuchen, wurden in der "German Hedache Consortium Study" Patienten mit entsprechenden Schmerzsymptomen verglichen.

Das Ergebnis: Episodischer Kopfschmerz verdoppelte das Risiko für häufige Rückenbeschwerden. Noch deutlicher wurde die Beziehung beim chronischen Kopfschmerz: Hier war die Kreuzschmerzquote bis zu 18-fach erhöht.

Spannungskopfschmerz und Migräne gehen offenbar nicht selten mit Kreuzschmerzen einher. Dies ergab eine Kohortenstudie der Universität Duisburg-Essen, in der 9944 Einwohner zwischen 18 und 65 Jahren aus drei Regionen Deutschlands zu Schmerzen befragt wurden (Pain 2013; online 21. Januar).

Bestanden die jeweiligen Beschwerden mindestens 15 Tage pro Monat, galten Kreuzschmerzen als häufig und Kopfschmerzen als chronisch, Beschwerden an weniger als 15 Tagen pro Monat als episodisch.

Insgesamt 5605 Teilnehmer gaben Kopfschmerzen im vergangenen Jahr zu Protokoll (4,5 Prozent chronisch). Bei 2933 Personen wurde eine Migräne diagnostiziert (6,2 Prozent chronisch), 1253 Personen litten unter Spannungskopfschmerz (4 Prozent chronisch).

Über Kreuzschmerzen im vergangenen Jahr berichteten 6030 der Befragten, 21 Prozent hatten häufige Beschwerden.

Komorbide Schmerzerkrankungen

In der adjustierten Analyse zeigte sich sowohl bei Teilnehmern mit episodischem als auch mit chronischem Kopfschmerz aller Art ein erhöhtes Rückenschmerzrisiko.

So gaben Probanden mit gelegentlichem Spannungskopfschmerz oder Migräne rund vier- bis fünfmal häufiger Rückenbeschwerden zu Protokoll als solche ohne Kopfschmerzsymptomatik.

Waren Kopfschmerz und Migräne chronisch, stieg die Wahrscheinlichkeit für Schmerzen im Kreuz allgemein auf das Acht- bis Neunfache. Noch deutlicher wurden die Zusammenhänge bei häufigem Kreuzschmerz.

Patienten mit chronischem Kopfschmerz, Spannungskopfschmerz oder Migräne hatten ein 14- bis 18-mal höheres Risiko für häufige Rückenbeschwerden als die Probanden der Vergleichsgruppe.

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass sich kein spezifischer Zusammenhang gezeigt hat zwischen einzelnen Kopfschmerztypen und Kreuzschmerz, so die Autoren.

Dies stütze die derzeitige Vorstellung einer allgemeinen Pathophysiologie der Schmerzchronifizierung, die von einer zentralen Schmerzmatrix ausgeht.

Für die klinische Praxis bedeuten die Ergebnisse, dass bei Patienten mit chronischer Migräne, chronischem Spannungskopfschmerz oder häufigen Rückenbeschwerden auch auf andere Schmerzkomorbiditäten geachtet werden sollte. (St)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Erste Empfehlungen

Kopfschmerzen im Schlaf: Woran liegt es und was hilft?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Dr. Fritz Gorzny 01.02.201316:59 Uhr

Spannungskopfschmerz und WS Beschwerden durch Kopfzwangshaltung bei Heterophorie

Es ist allgemein bekannt, daß bei Augenmuskelparesen Kopfzwangshaltungen mit erheblichen Auswirkungen auf die tieferen Wirbelsäulenabschntte auslösen. Dabei treten regelmässig Kopf-und Rückenschmerzen auf, die durch operative oder prismatische Brilenkorrektionen beseitigt werden können. Nicht allgemein bekannt ist, daß auch schon geringe Heterophorien regelmäßig eine ZWH des Kopfes mit den Folgebeschwerden auslösen. Ganz besonders oft lösen eine falsche zu niedrige Arbeitsposition am Bildschermarbeitsplatz oder eine falsch angepaßte Brille z.B. mit Gleitsichtgläsern eine Überstreckung der Halswirbelsäule aus mit konsekutiven Kopf -und Nackenschmerzen.Eine Untersuchung auf assoziierte Heterophorie mit prismaztoischem Ausgleich, eine ergonomisch richtige Position am PC und die Anpassung einer optimalen Bildschirmarbeitsplatz-Brille könten Millionen Menschen schmerzfrei machen und den Arbeitsalltag erleichtern. Obwohl diese Erkenntnisse seit Jahren in einer Broschüre des Berzufsverbandes der Augenärzte offebgelegt sind, sind diese Zusammenhänge weitgehend unbekannt , wie ich in meiner täglichen Augenarzttätikeit feststellen muß.

Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung