Studie bei Kindern

"Blutentnahme nüchtern" nicht notwendig!

Ob die letzte Mahlzeit vor Blutentnahme fünf oder nur eine Stunde zurück-liegt, scheint bei Kindern unter sieben Jahren keinen entscheidenden Einfluss auf Serumlipid- und Glukosewerte zu haben.

Veröffentlicht:
Hat das Nüchternsein bei der Blutentnahme bei Kindern einen Einfluss auf die Messwerte des Lipidprofils?

Hat das Nüchternsein bei der Blutentnahme bei Kindern einen Einfluss auf die Messwerte des Lipidprofils?

© Alexander Raths / fotolia.com

HAMILTON. Den Zusammenhang zwischen Fastendauer und Blutfett- sowie Blutzuckerwerten bei Kindern haben kanadische Pädiater an 2713 gesunden Kindern im Alter bis sechs Jahre genauer überprüft (JPDS 2016; online 11. Oktober). Im Rahmen des Projektes TARGet Kids! (The Applied Research Group for Kids!) wurde der Lipid- und Glukosestoffwechsel der Kinder untersucht und nachgefragt, wann sie zum letzten Mal vor der Blutentnahme gegessen oder getrunken hatten.

Im Median war die letzte Mahlzeit 1,8 Stunden her, die erste und 99. Perzentile lagen bei null bzw. fünf Stunden. Die längste Fastenperiode betrug 11,7 Stunden. Länger als fünf Stunden nichts gegessen hatten insgesamt nur neun Kinder.

Signifikanter Zusammenhang bei adipösen Kindern

Ob und wie lange die Kinder gefastet hatten, war für die Messwerte des Lipidprofils nicht relevant, auch nicht nach Berücksichtigung von Parametern wie Alter, Geschlecht, BMI, Ethnienzugehörigkeit der Mutter und Zeitpunkt der Blutentnahme. Die 5-Stunden-Werte lagen im Vergleich zu den 0-Stunden-Werten beim Gesamtcholesterin um 1,8 Prozent, beim Non-HDL-Cholesterin um 3,1 Prozent und bei den Triglyzeriden um 11,9 Prozent niedriger. Um 1,8 Prozent bzw. 0,7 Prozent gestiegen waren sie beim HDL bzw. LDL.

 Bei adipösen Kindern stellte sich der Zusammenhang zwischen Fastendauer und HDL-Wert als signifikant heraus, wie die nach BMI-z-Score stratifizierte Analyse ergab, nicht so bei Normal- und Übergewichtigen. Die Triglyzeridwerte sanken mit steigender Fastendauer nur bei normal- und übergewichtigen Kindern signifikant, nicht bei adipösen.

Geringer Unterschied

Für die Parameter Glukose, Insulin und Insulinresistenz (HOMA-IR) war die Dauer der Nahrungskarenz auch unabhängig vom BMI-z-Score mit den gemessenen Konzentrationen assoziiert. Die Messwerte, denen null Stunden Nahrungskarenz vorausgegangen war, lagen im Vergleich zu den Fünf-Stunden-Werten im Durchschnitt um 7,2 Prozent (Glukose), 67,1 Prozent (Insulin) bzw. 69,9 Prozent (HOMA-IR) höher.

Speziell bei der Glukose veränderte sich mit der Karenzdauer die Konzentration im Blut nur wenig, für jede Stunde mehr, die gefastet worden war, sank der Wert im Durchschnitt gerade mal um 0,092 mmol / l.Angesichts der Ergebnisse sind die kanadischen Pädiater überzeugt, dass für die routinemäßige Bestimmung der Serumlipid- und Blutglukosekonzentration bei Kindern unter sieben Jahren die Nüchternblutentnahme nicht notwendig ist.

Denn auch wenn bei den Parametern HDL, Triglyzeride und Glukose der Zusammenhang zwischen Fastendauer und Serumkonzentration teils statistisch relevant ausfiel, blieb der Unterschied so gering, dass nach Ansicht der Autoren diese Varianz klinisch ohne Bedeutung sein dürfte. (dk)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten

Neue Skills dank Studium

Als Primary Care Managerin hält Desiree Reitmeier jetzt eigene Sprechstunden ab

Lesetipps
Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen

Gruppe Senioren sitzt gemeinsam am Kaffeetisch im Aufenthaltsraum im Seniorenheim

© Robert Kneschke/Zoonar/picture alliance

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer