PRÄVENTION UND FRÜHERKENNUNG

Diabetes-Prävention wird weltweit angemahnt

Die Zahl der Diabetiker wird weltweit auf fast 250 Millionen geschätzt, und sie wächst rasant weiter. Das hat die Internationale Diabetes-Föderation (IDF) beim Weltkongress in Kapstadt berichtet. Inzwischen wurde eine UN-Resolution verabschiedet, die die Bedrohung durch die Diabetes-Epidemie anerkennt und mehr Prävention in den 133 Mitgliedsländern anmahnt.

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Erstmalig haben mit der Resolution Regierungen zur Kenntnis genommen, dass eine nicht-infektiöse Krankheit die Weltgesundheit ebenso ernsthaft bedroht wie HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria. Mit der UN-Resolution werden jetzt alle Mitgliedstaaten aufgerufen, nationale Richtlinien zur Prävention, Behandlung und Versorgung bei Diabetes zu entwickeln. Das sagt Professor Martin Silink, Präsident der IDF und Chair der Initiative "Unite for Diabetes", die die UN-Resolution angestrebt haben. Konzepte werden vor allem für Entwicklungsländer benötigt, wo die höchsten Zuwachsraten an Diabetes mellitus zu verzeichnen sind.

Auf der Liste der Länder mit den meisten Diabeteskranken nimmt Deutschland den fünften Rang ein hinter Indien, China, USA und Russland. Etwa 6,4 Millionen behandlungspflichtige Diabetiker hat es im Jahr 2004 bei uns gegeben und damit 54 Prozent mehr als 1988, berichtet die Deutsche Diabetes-Union.

Die Arbeitsgruppe "Prävention von Diabetes mellitus Typ 2" der Deutschen Diabetes-Gesellschaft hat zur Vorbeugung der Stoffwechselkrankheit ein Konzept in drei Schritten erarbeitet. Ziel des ersten Schrittes ist es, Menschen mit hohem Risiko für Diabetes zu identifizieren. Hierzu wurde eine deutsche Version des FINDRISK-Fragebogens (Finnische Diabetes-Risiko-Skala) entwickelt. Mit den acht Fragen etwa zu Diabetes in der Familie, Hüftumfang, Ernährung und Bewegung lassen sich Hochrisikogruppen identifizieren. Der Fragebogen lässt sich aus dem Internet herunterladen (www.diabetes-risiko.de, unter Risikotest). Zum Screening könne der Bogen künftig flächendeckend genutzt werden.

In einem zweiten Schritt sollen die Menschen mit hohem Diabetesrisiko zeitlich begrenzt in einem Programm darin geschult, trainiert und motiviert werden, wie sie der Erkrankung vorbeugen können. In einem dritten Schritt schließlich wird eine kontinuierliche Weiterbetreuung angestrebt.

Mehrere Interventionsprogramme werden dazu im Moment evaluiert und mit Krankenkassen in Pilotprojekten erprobt. Dazu gehört zum Beispiel das Programm M.O.B.I.L.I.S*. für übergewichtige Erwachsene (BMI 30 bis 40). Kernstück des ärztlich betreuten Programms sind 30 Minuten Bewegung täglich, etwa durch Spazierengehen, Treppensteigen oder Krafttraining. Der Kurs dauert ein Jahr. Er besteht aus 55 Einheiten, drei ärztlichen Untersuchungen und kostet 685 Euro. Die BARMER-Ersatzkasse und weitere Krankenkassen erstatten ihren Versicherten bei regelmäßiger Teilnahme 585 Euro. Bundesweit gibt es über 70 Standorte und Gruppen, die über eine Zentrale in Freiburg koordiniert werden. (eis)

Infos Tel.: 0761 / 50 39 10 oder unter www.mobilis-programm.de

*Multizentrisch Organisierte Bewegungsorientierte Initiative zur Lebensstiländerung in Selbstverantwortung

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