Epilepsie nach Apoplex geht oft vorüber

BAD HOMBURG (ner). Eine Altersepilepsie ist meist vaskulär bedingt. Daher sollten alte Patienten bei einem ersten Anfall auch vaskulär untersucht werden. Tritt der Krampfanfall kurz nach einem Schlaganfall auf, bleibt es meist bei einem Ereignis, und es ist keine dauerhafte antikonvulsive Therapie nötig.

Veröffentlicht:
Nach einem Schlaganfall ist das Epilepsierisiko zwanzigfach erhöht. © Photosani/fotolia.com

Nach einem Schlaganfall ist das Epilepsierisiko zwanzigfach erhöht. © Photosani/fotolia.com

© Photosani/fotolia.com

Ab etwa dem 60. Lebensjahr nimmt die Inzidenz fokaler und generalisierter Epilepsien deutlich zu. Bei etwa der Hälfte der Patienten sind Hirninfarkte, atherosklerotische Hirngefäßveränderungen oder Hirnblutungen als Ursache auszumachen, wie Dr. Günter Krämer vom Epilepsie-Zentrum in Zürich berichtet hat.

Ein epileptischer Anfall könne unter Umständen das erste Symptom eines später folgenden Schlaganfalls sein, sagte Krämer beim ANIM*-Kongress in Bad Homburg. Umgekehrt ist nach einem Schlaganfall das Epilepsierisiko zwanzigfach erhöht. Dennoch erfordere nicht jeder erste Anfall nach einem Schlaganfall unbedingt die antiepileptische Dauerbehandlung. So genannte Frühanfälle, also innerhalb einer Woche nach Schlaganfall, werden bei etwa fünf Prozent der Schlaganfallpatienten beobachtet, so Krämer auf einer Veranstaltung des Unternehmens UCB.

Davon bekommt maximal ein Drittel erneut einen Anfall. "Das heißt, mindestens zwei Drittel der Patienten nach einem Frühanfall bekommen nie wieder einen Anfall", sagte Krämer. Deshalb benötigten diese Patienten keine Antiepileptika-Dauertherapie, allenfalls eine passagere Behandlung für vier bis sechs Wochen. Ein Spätanfall ist dagegen eine wichtige Indikation für die antiepileptische Therapie.

Spätanfälle treten bei drei bis fünf Prozent der Schlaganfallpatienten auf, allerdings bekommen aus dieser Gruppe 55 bis 90 Prozent der Betroffenen weitere Anfälle. Experten sehen bei der Altersepilepsie Lamotrigin und Levetiracetam als gleichwertig an, so das Ergebnis einer Umfrage, hinzukommt unter anderem Gabapentin. Retardiertes Carbamazepin habe sich in einer Untersuchung als gleichwertig zu Lamotrigin erwiesen, so Krämer.

Derzeit läuft eine deutsch-österreichisch-schweizerische Studie, in der doppelblind und randomisiert Levetiracetam mit Lamotrigin und retardiertem Carbamazepin bei 360 älteren Patienten mit fokalen Epilepsien verglichen werden soll. Etwa zwei Drittel von ihnen werden vaskuläre Ursachen aufweisen. Erste Ergebnisse der Studie werden im Jahre 2011 erwartet.

*ANIM - Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job