Polio

Eradikation in greifbarer Nähe

Dank intensiver Impfkampagnen könnte Poliomyelitis bald weltweit ausgerottet sein. Seit dem Jahr 1988 schrumpfte die Zahl der endemischen Länder von 125 auf nur mehr drei.

Veröffentlicht:

PARIS. Im Jahr 1988 registrierten die Gesundheitsbehörden noch 350.000 Fälle von Lähmungen aufgrund einer Infektion mit Wildtyp-Polioviren. In diesem Jahr startete auf Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Globale Polio-Eradikationsinitiative (GPEI), die größte staatlich-private Partnerschaft im Gesundheitswesen

Daran sind neben den nationalen Regierungen Rotary International, die US Centers for Disease Control and Prevention (CDC), UNICEF und die Bill & Melinda Gates Foundation beteiligt.

Das ursprüngliche Ziel, Poliomyelitis bis zum Jahr 2000 komplett auszurotten, wurde zwar nicht erreicht. Die Krankheit ist heute jedoch zu 99 Prozent eradiziert – ein riesiger Erfolg, wie Dr. Francis Delpeyroux, Université Paris Descartes, Abteilung für Virologie am Institut Pasteur, Paris, betonte.

2016 wurden bis September nur noch 27 Fälle von Kinderlähmung in den drei verbliebenen endemischen Ländern Afghanistan, Pakistan und Nigeria gemeldet.

Wildtyp 2 tritt seit Jahrtausendwende nicht mehr auf

Von den drei Serotypen des Wildtyp-Poliovirus zirkulieren noch Typ 1 und Typ 3. Der Wildtyp 2 gilt als ausgerottet und wurde letztmals im Jahr 1999 in Indien nachgewiesen. Sanofi Pasteur als Hauptlieferant und Entwickler der Poliovakzine war von Anfang an Partner der weltweiten Eradikationsinitiative

 Seit 1988 profitierten rund 2,5 Milliarden Kinder von der weltweiten Impfkampagne, so Delpeyroux bei der von Sanofi Pasteur MSD und Rotary International unterstützten Veranstaltung.

Die systematische Durchimpfung mit der lebend-attenuierten oralen Vakzine (OPV) führte zum aktuellen Punkt, an dem die weltweite Eradikation in greifbarer Nähe rückt.

Seit 2013 ersetzt auf WHO-Empfehlung hin die Impfung einer inaktivierten Poliovakzine (IPV) per Injektion sukzessive den oralen Impfstoff, der wegen des – wenn auch sehr geringen – Risikos einer Vakzine-assoziierten paralytischen Poliomyelitis-Erkrankung (VAPP) immer seltener zum Einsatz kommt.

Impfung rettet nicht nur Leben, sondern entlastet auch in hohem Maß das Gesundheitssystem, betonte Dr. Kimberly M. Thomson, Professorin für Präventivmedizin und globale Gesundheit an der University of Central Florida, und Gründerin des Kids Risk Project an der Harvard School of Public Health.

So sei nach der kompletten Eradikation der Poliomyelitis innerhalb von 20 Jahren weltweit mit Einsparungen in Höhe von 40 bis 50 Milliarden US-Dollar zu rechnen. (zi)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes