Empfehlungen eines Virologen

Frühwarnsystem für neue Corona-Varianten statt Testpflicht an Flughäfen

Eine Testpflicht für Einreisende aus China ist reiner Aktionismus, meint ein Virologe – und schlägt ein dreistufiges Frühwarnsystem vor.

Veröffentlicht:
Eine Mitarbeiterin arbeitet an einer Sicherheitswerkbank in einem Labor mit Virenmaterial aus Abwasserproben. Dieses Vorgehen könnte eine von drei Stufen eines Frühwarnsystems sein. (Archivbild)

Eine Mitarbeiterin arbeitet an einer Sicherheitswerkbank in einem Labor mit Virenmaterial aus Abwasserproben. Dieses Vorgehen könnte eine von drei Stufen eines Frühwarnsystems sein. (Archivbild)

© Daniel Reinhardt / dpa

München. Zur Früherkennung kommender Corona-Varianten hält der Münchner Virologe Oliver Keppler ein Frühwarn-Monitoring in Deutschland für sinnvoll und ausreichend. Nicht sinnvoll ist aus Sicht des Wissenschaftlers dagegen eine Corona-Testpflicht an Flughäfen, wie sie jüngst für Einreisende aus China beschlossen wurde.

„Das kann man machen, hilft aber nix; das geht eher in Richtung Aktionismus“, sagte der Chef des Max von Pettenkofer-Instituts in München der Deutschen Presse-Agentur. „Ob eine neue Variante für die Immunität der deutschen Bevölkerung relevant sein wird, können wir nur mit einem mehrstufigen Monitoring-System erkennen.“

Intensive Abwasseruntersuchungen in Bayern

Das von dem Virologen empfohlene System hat drei Bestandteile:

  • Laboranalysen der Patientenabstriche in Universitätskliniken,
  • Monitoring von Atemwegsinfekten in Arztpraxen und
  • Abwasseruntersuchungen.

„Der erste Arm ist, bei allen Patienten, die in Universitätskliniken kommen, Abstriche zu nehmen. So können wir abschätzen, wie viele SARS-CoV-2-Infektionen wir haben und welche Varianten zu einem Zeitpunkt zirkulieren.“

Abstriche in Sentinel-Praxen

Der zweite Arm ist nach Worten des Mediziners die sogenannte syndromische Überwachung. „Deutschlandweit nehmen etwa 500 Praxen bei Patienten mit Atemwegsinfekten Abstriche und schicken diese an die Landesgesundheitsbehörden“, sagte Keppler. „Dann wissen wir, welcher Anteil auf Influenzaviren, RSV, Sars-CoV-2 oder andere Infektionserreger auf dieses Krankheitsbild entfällt.“

Abwasseruntersuchungen habe „in Deutschland bisher Bayern am intensivsten eingeführt“, sagte der Leiter der Virologie an der Münchner Ludwig Maximilians-Universität.

„Mit diesen drei komplementären Stufen der Infektionsüberwachung können wir rasch erkennen, ob es eine für unser Gesundheitssystem relevante Erreger-Entwicklung gibt, und dann angemessen reagieren“, meint Keppler. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zahlen der Gesetzlichen Unfallversicherung

Berufskrankheiten: Der Corona-Peak schwindet allmählich

Kontroverse

Breite öffentliche Kritik an DGN-Statement zu ME/CFS

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Blickdiagnose: klinisches Bild mit typischen Effloreszenzen bei Herpes zoster.

© Mumemories / Getty Images / iStock

Zoster-Impfung

Schutz vor Herpes zoster und Rezidiven

Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 20.01.202312:36 Uhr

Alleine die vom Münchner Mediziner und Virologen O. Keppler genannte "syndromische " Überwachung des SarsCoV-2- und Varianten-Geschehens macht für mich infektio-epidemisch einen Sinn. D.h. Arztpraxen und Kliniken sind gehalten, akute und schwere respiratorische Fälle zu registrieren und virologisch untersuchen zu lassen; im Sinne eines vermeintlich bedeutenden Erreger-Monitorings.

Das Corona- Testen an Sars- unauffälligen Klinikpatienten und die Abwasser- Untersuchungen sind nicht nur teuer zu Lasten unseres Gesundheitssystems, sondern haben nach m.E. auch keine seuchenhygienische Relevanz. So betrachte ich sie als lediglich von wissenschaftlichem Interesse für die Virologen.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (Hygieniker), Rostock

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krankenkassen

TK-Chef Baas fordert Aussetzen der Honorarrunde für Vertragsärzte

Lesetipps
Bakterien im Blutstrom

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Kardinalzeichen erkennen!

Neue Leitlinie: Mit drei Kriterien zur Sepsis-Diagnose?