Prävention

Gestationsdiabetes: Nachsorge senkt Risiken nach der Geburt

Mütter mit Gestationsdiabetes in der Vorgeschichte brauchen eine strukturierte Nachsorge. Ein gesunder Lebensstil kann das hohe Diabetesrisiko nach Geburt deutlich reduzieren.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Schwangerschaftsdiabetes: Nachsorge senkt Risiko nach der Geburt.

Schwangerschaftsdiabetes: Nachsorge senkt Risiko nach der Geburt.

© mez / Fotolia

MAINZ. Bei immer mehr Schwangeren in Deutschland wird Gestationsdiabetes (GDM) diagnostiziert. 2015 waren 35.399 Frauen betroffen (4,95 Prozent aller Schwangeren) im Vergleich zu 31.812 im Jahr davor (4,5 Prozent der Schwangeren). GDM trifft dabei vor allem stark übergewichtige Frauen im Alter über 35 Jahre aber inzwischen auch zunehmend Jüngere, wie Dr. Helmut Kleinwechter aus Kiel beim Diabetes Update berichtet hat.

Während der Schwangerschaft ist GDM ein Risiko für Mutter und Kind. Und nach der Geburt haben betroffene Mütter ein hohes Risiko für Typ-2-Diabetes. Das hat eine Studie an fünf Zentren in Irland erneut bestätigt (Eur J Endocrinol 2016; 175: 287). In der Untersuchung wurde Frauen zwölf Wochen nach der Geburt ein 75-g oGTT (oraler Glukosetoleranztest) angeboten. Im Anschluss wurden sie dann bis zu fünf Jahre (Median 2,6 Jahre) regelmäßig auf Typ-2-Diabetes untersucht.

Ergebnis: Bei 26 Prozent der 270 Frauen mit GDM in der Vorgeschichte wurde ein Diabetes oder eine gestörte Glukosetoleranz festgestellt. Bei den 388 Frauen ohne GDM in der Schwangerschaft waren es nur vier Prozent.

Manifestiert sich bei Frauen mit GDM nach der Geburt ein Typ-2- Diabetes, ist das Risiko für Folgeschäden deutlich erhöht, wie eine Analyse in Kanada von knapp 1,5 Millionen Müttern mit Geburt in den Jahren 1994 bis 2014 ergeben hat (Diab Care 2017; 40: 101). Daten von im Median zehn Jahren lagen dabei für jede Frau vor.

Ergebnis: Frauen mit GDM und nachfolgendem Typ-2-Diabetes hatten im Vergleich zu Müttern ohne GDM und Diabetes in dieser Zeit ein 4,5-fach erhöhtes Risiko für Retinopathie, ein 7,5-fach erhöhtes Risiko für Dialyse und ein 3,5-fach erhöhtes Risiko für KHK.

Betroffene Mütter müssen daher regelmäßig auf Diabetes untersucht werden, betont Kleinwechter. Er empfiehlt, Frauen nach GDM in der Schwangerschaft erstmals sechs bis zwölf Wochen mit dem oGTT zu untersuchen. Ergibt sich dabei eine gestörte Glukosetoleranz, sind Lebensstilinterventionen zu empfehlen.

Nach den Daten des Diabetes Prevention Programms (DPP) können mit einem gesunden Lebensstil 50 Prozent der Manifestationen eines Typ-2-Diabetes binnen drei Jahren und 35 Prozent binnen zehn Jahren verhindert werden. Im DPP wurde den Frauen dazu eine intensive Schulung zu Lebensstiländerung mit kalorien- und fettreduzierter Kost und mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche angeboten.

Lassen sich die Lebensstiländerungen bei betroffenen Frauen nicht umsetzen, könnte auch Metformin "off-label" (2x 850mg/Tag) verordnet werden.

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