Nierensteine

Gezielte Tests können Op ersparen

An einer chronischen Niereninsuffizienz sind Nierensteine nur selten schuld. Trotzdem sollte daran gedacht werden. Mitunter erspart das sogar Operationen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Eine gezielte Untersuchung des Urins kann bei Nierensteinen unnötige Behandlungen oder sogar Operationen ersparen.

Eine gezielte Untersuchung des Urins kann bei Nierensteinen unnötige Behandlungen oder sogar Operationen ersparen.

© photos.com PLUS

BERLIN. Das Risiko für eine chronische Nierenerkrankung (CKD) beziehungsweise eine Nierenerkrankung im Endstadium sei bei Patienten mit rezidivierendem Nierensteinleiden etwa zweifach erhöht, sagte die Nephrologin Privatdozentin Dr. Nilufar Mohebbi vom Universitätsspital Zürich in der Schweiz.

Bei der 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie in Berlin berichtete die Zürcher Oberärztin über mehrere Patienten, denen durch die korrekte Einordnung des Nierensteinleidens unnötige therapeutische Eingriffe erspart werden konnten.

Messung der Oxalatausscheidung

Eine davon war eine 38 Jahre alte Patientin, die rezidivierend Kalziumoxalatsteine aufwies, sonst aber klinisch unauffällig war.

Die Messung einer deutlich erhöhten Oxalatausscheidung im 24-Stunden-Urin brachte die Ärzte auf die richtige Spur: Es lag eine primäre Hyperoxalurie Typ 1 vor, eine seltene autosomal-rezessive Erkrankung, die per Gentest definitiv nachweisbar ist.

Für die Patienten ist eine frühzeitige Diagnosestellung sehr wichtig, damit im weiteren Verlauf der Erkrankung die richtigen Konsequenzen gezogen werden.

Durch eine Behandlung mit Vitamin B6 lässt sich bei einigen dieser Patienten die Progression hin zur Niereninsuffizienz verlangsamen.

"Bisher wird aber jeder dritte Betroffene erst im Stadium der terminalen Niereninsuffizienz diagnostiziert", betonte die Schweizer Nephrologin.

Auch in späteren Stadien der Erkrankung besteht bei nicht korrekt diagnostizierten Patienten die Gefahr falscher Weichenstellungen.

So erfolgt zum Beispiel bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz unter Umständen eine isolierte Nierentransplantation, die das Problem aber nicht löst, weil der Gendefekt ein Enzym der Leber betrifft.

"Hier wäre eine kombinierte Leber-Nieren-Transplantation zu empfehlen, aber dazu muss die Diagnose richtig gestellt sein", so Mohebbi.

Nebenschilddrüsen gerettet

Ein anderer Patient stellte sich in Zürich im Alter von 42 Jahren mit rezidivierender Kalziumoxalat-Nephrolithiasis vor.

Laborchemisch fiel hier bei sonst unauffälligem klinischem Befund eine Hyperkalzämie, ein niedrig-normales Serumphosphat und ein mit 7 pmol/l inadäquat hoher Parathormonspiegel auf.

"Die naheliegende Diagnose war ein primärer Hyperparathyreoidismus. Wir haben dann aber doch nochmal etwas genauer hingesehen, bevor wir den Patienten zum Chirurgen schickten", berichtete die Zürcher Oberärztin.

Niedrige Kalziumkonzentration

Stutzig gemacht hatte die Ärzte eine eher niedrige Kalziumkonzentration im Urin. Es wurde die aussagekräftigere Kalzium-/Kreatinin-Clearance-Ratio ermittelt, und die war deutlich erniedrigt.

Letztlich lag bei diesem Patienten eine gutartige familiäre hyperkalzämische Hypokalziurie vor. Das ist eine autosomal-dominante Erkrankung, die bezüglich der Niere eine gute Prognose aufweist.

Diesem Patienten sei durch die korrekte Einordnung des Steingeschehens eine unnötige Parathyroidektomie erspart worden, betonte Mohebbi bei der Tagung in Berlin.

Es kann sich also für den Patienten lohnen, wenn der Arzt bei (rezidivierenden) Nierensteinleiden auch mal genauer hinsieht.

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Verlauf der eGFR in der placebokontrollierten Phase bis Woche 26 und der anschließenden offenen Verlängerungsphase mit Palopegteriparatid

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Chronischer Hypoparathyreoidismus

Wiederherstellung der PTH-Spiegel über den ganzen Tag kann Nierenfunktion verbessern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Ascendis Pharma GmbH, Heidelberg
Abb. 1: Remission bei 8 SLE-Erkrankten nach CAR-T-Zellen-Behandlung

© Springer Medizin Verlag GmbH / modifiziert nach [4]

CAR-T-Zelltherapie bei Autoimmunerkrankungen

Vielversprechender Behandlungsansatz für viele Indikationen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kyverna Therapeutics Inc., Emeryville (CA)/USA
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie