„Herz-Check“
Herzschwäche mittels mobiler MRT entdecken
Ein mobiler „Herz-Check“ soll die Früherkennung von asymptomatischer Herzinsuffizienz stärken. Profitieren sollen auch Diabetiker.
Veröffentlicht:Berlin. Die AOK Nordost will mit dem Projekt „Herz-Check“ neue Wege gehen bei der Früherkennung von asymptomatischer Herzinsuffizienz – mittels mobiler MRT-Untersuchungen.
Zunächst sollen ihre Versicherten sowie niedergelassene Haus- und Fachärzte in der Region über die Möglichkeit und die Vorteile dieser Früherkennung informiert werden.
Die Idee: Über eine Website können Hausärzte das Risiko einer unentdeckten Herzinsuffizienz für ihre Patienten anhand etablierter Bewertungsverfahren unkompliziert festlegen.
Das sei auch für die Patienten selbst möglich. Stellten der Hausarzt oder der Patient selbst ein erhöhtes Risiko fest, könne online ein Termin für eine mobile MRT-Untersuchung in der Nähe des Wohnorts vereinbart werden.
Zehn Minuten Untersuchungsdauer
Die mobilen MRT-Einheiten des Berliner Unternehmens medneo können an regionalen Kliniken oder ambulanten Einrichtungen wie Ärztehäusern aufgestellt werden, heißt es. Vor Ort befindet sich laut Kasse medizintechnisches Personal, das die MRT-Untersuchung sicher und zuverlässig vornehmen kann. Sie dauere nur etwa zehn Minuten.
Wie Professor Andrew Remppis, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Herz-und Gefäßzentrum Bad Bevensen, betont, gehe es bei dem Projekt nicht nur um die Herzgesundheit: „Die Herzinsuffizienz ist heute bereits die häufigste Entlassdiagnose aus deutschen Krankenhäusern und tödlicher als viele Krebsarten.
Daher hilft eine frühzeitige und vor allem präzise Diagnostik nicht nur Kosten im Verlaufe der Behandlung zu senken, sondern sorgt vor allem für den Erhalt der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit von Patienten.
Da der Diabetes und die Niereninsuffizienz besondere Treiber der Herzinsuffizienz sind und in ihrer Häufigkeit deutlich zunehmen, sind wir überzeugt, gerade für diese Population in Zukunft eine deutlich verbesserte Versorgung anbieten zu können.“
Bei „Herz-Check“ handelt es sich um ein gemeinsames Projekt des Deutschen Herzzentrums Berlin (DHZB) , der AOK Nordost, des Herz- und Gefäßzentrums Bad Bevensen, der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der medneo Deutschland GmbH.
Konsortialführer ist Professor Sebastian Kelle, Facharzt für Innere Medizin und für Kardiologie. Er ist Oberarzt am DHZB und Universitätsprofessor für „molekulare und funktionelle koronar-vaskuläre MRT-Bildgebung“ an der Charité.
Facharzt wird nicht benötigt
Bei den speziellen „MRT-Mobilen“ handelt es sich nach Kassenangaben um umgebaute Lkw, die den Patienten eine MRT Untersuchung wie in einer Klinik ermöglichen. Auch die Bestimmung der Blutwerte sei möglich.
Die Anwesenheit eines Facharztes sei dabei nicht notwendig. Denn die Untersuchungsdaten würden unter Beachtung aller Datenschutz-Vorgaben online an ein telemedizinisches Expertenzentrum übermittelt und dort durch ein geschultes Fachärzteteam ausgewertet.
Ergäben MRT- und Laborbefund Handlungsbedarf, würden die Patienten je nach Schweregrad des Befundes in vordefinierte Behandlungspfade eingeteilt, heißt es weiter.
Gemeinsam mit den behandelnden Ärzten vor Ort würden die notwendigen weiteren ambulanten oder stationären Maßnahmen der Therapie festgelegt. Das Team des Expertenzentrums stehe über die gesamte Behandlungsdauer als Ansprechpartner für die Ärzte vor Ort zur Verfügung.
Projekt wird vom Innovationsfonds gefördert
Das Projekt „Herz-Check“ wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit mehr als sieben Millionen Euro gefördert. Ziel sei, durch die mobilen MRT-Stationen zu einer besseren Versorgung im ländlichen Raum beizutragen – zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern.
Das Projekt werde über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert. Davon entfielen etwa sechs Monate auf die Vorbereitung und 24 Monate auf die Durchführung der Untersuchungen in den mobilen MRT-Einheiten. Derzeit sei geplant, im Herbst des kommenden Jahres die ersten Patienten untersuchen zu können.
Das mit dem Herz-Check angestrebte Patientenscreening kann, wie die AOK Nordost betont, gefährdete Patienten sehr früh identifizieren und sie ohne Verzögerung einer effektiven weiteren Diagnostik und Prognose verbessernden Prävention oder Therapie zuführen.
Langfristig werde angestrebt, die Untersuchungskosten pro Patient auf unter 300 Euro zu senken. Damit könnten hohe Folgekosten, die bei einer erst spät diagnostizierten Herzinsuffizienz entstehen, durch frühe Erkennung der Krankheit deutlich gesenkt oder vermieden werden, hofft die Kasse. Die Evaluation des Projektes liegt beim Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie der Charité.