Kein Herzschutz durch Vitamin D

Vitamin D steht zurzeit bei Herzforschern hoch im Kurs. Doch damit könnte es schon bald vorbei sein. Denn die Hoffnung, durch Supplementierung dieses Vitamins die kardiovaskuläre Prävention verbessern zu können, hat jetzt erneut einen Dämpfer erhalten.

Veröffentlicht:
Lebertran-Kapseln: Ob Vitamin D dem Herz hilft, ist fraglich.

Lebertran-Kapseln: Ob Vitamin D dem Herz hilft, ist fraglich.

© HLPhoto / fotolia.com

BOSTON (ob). Interventionsstudien zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen durch Supplementierung der Vitamine A, C und E oder Folsäure verliefen allesamt enttäuschend.

Inzwischen haben Herzforscher Vitamin D als neuen Kandidaten ins Visier genommen, dessen Funktion bekanntlich primär in der Regulation des Kalziumspiegels im Blut besteht.

Ein Grund für das verstärkte Interesse in Kreisen der der Herzforschung sind Ergebnisse von Beobachtungsstudien, die für eine Assoziation von Vitamin-D-Mangel mit kardiovaskulären Erkrankungen sprechen.

Die Frage, ob diese Assoziation kausaler Natur ist, muss allerdings noch ebenso geklärt werden wie die Frage nach dem präventiven Nutzen einer Vitamin-D-Supplementierung.

Vitamin D3 wird in der Haut aus 7-Dehydrocholesterol durch UV-Bestrahlung gebildet und dann in der Leber zu 25-(OH)-Vitamin-D3 hydroxyliert, um schließlich in der Niere zu metabolisch aktivem 1,25-(OH)2-Vitamin-D umgewandelt zu werden.

Kommt es bei Nierenerkrankungen zu einer Einschränkung der Nierenfunktion, wird auch weniger aktives Vitamin D gebildet.

Eine US-Forschergruppe um Dr. Ravi Thadhani aus Boston hat deshalb für die jetzt publizierte PRIMO-Studie gezielt 227 Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz (Stadium 3 und 4) sowie gering- bis mittelgradiger Linksherzhypertrophie rekrutiert (JAMA 2012; 307(7):674).

Mehr Hyperkalzämien

In erster Linie sollte geklärt werden, ob eine Therapie mit dem aktiven Vitamin-D-Abkömmlinge Paricalcitol (2 µg/Tag oral) im Vergleich zu Placebo über 48 Wochen die linksventrikuläre Hypertrophie verringern und die diastolische Herzfunktion verbessern kann.

Primärer Endpunkt war die mittels MRT-Bildgebung erfasste Veränderung des linksventrikulären Masseindex (LVMI), sekundärer Endpunkt die echokardiografisch gemessene diastolische linksventrikuläre Funktion.

Die Behandlung mit Paricalcitol führte zu einer deutlichen und anhaltenden Senkung der Parathormon (PTH)-Spiegel im Blut.

Darüber hinaus war jedoch wenig an protektiver Wirkung zu entdecken: Weder beim linksventrikulären Masseindex noch bei der diastolischen Herzfunktion bestanden nach 48 Wochen signifikante Unterschiede zwischen Paricalcitol- und Placebogruppe.

Die Zahl der Klinikeinweisungen aus kardiovaskulären Gründen war in der Gruppe mit aktiver Vitamin-D-Behandlung etwas niedriger, jedoch nicht signifikant. Dagegen traten Hyperkalzämien in dieser Gruppe häufiger auf.

In beiden Gruppen war ein Anstieg der Plasmaspiegel des kardialen Markerproteins BNP zu verzeichnen, wobei diese Veränderung unter Paricalcitol weniger ausgeprägt war.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Analyse deutscher Rettungsdienstdaten

Wiederbelebung: Wie hängt die Adrenalin-Gabe mit dem Outcome zusammen?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf di

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Dapagliflozin bei chronischer Nierenkrankheit (CKD):

Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf die Wirksamkeit

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Welche Studien helfen im Umgang mit impfbesorgten Eltern?

Lesetipps