Klare Worte zu Depressionen

BERLIN (mut). Endlich gibt es mehr Klarheit bei der Versorgung von Patienten mit Depressionen: 28 Fachgesellschaften und -organisationen sowie zwei Patientenverbände haben sich erstmals auf eine S3-Leitlinie geeinigt.

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An dem Mammutprojekt haben die Beteiligten auf Initiative der DGPPN vier Jahre lang gearbeitet und über 1200 Fachpublikationen ausgewertet. Heraus kamen 107 Empfehlungen und Statements zu Prävention, Diagnostik, Therapie, Komorbidität und Suizidalität. Auch Fragen nach Einweisungskriterien, Rehabilitation und Qualitätsmanagement wurde nachgegangen. Einige der wichtigsten Ergebnisse hat Professor Mathias Berger von der Uni Freiburg am Donnerstag auf dem DGPPN-Kongress in Berlin vorgestellt.

So wird bei leichten Depressionen zunächst noch keine Therapie empfohlen, vielmehr solle man erst unter Beobachtung abwarten, ob die Symptome von alleine abklingen (watchful waiting). Erst wenn nach zwei Wochen keine Besserung erfolgt, ist es Zeit für eine spezifische Therapie, es sei denn, die Patienten wünschen sofort eine Behandlung, weil sie die Depression rasch wieder loswerden wollen. "Dass Arzt und Patienten zusammen entscheiden sollen, zieht sich als roter Faden durch die gesamte Leitlinie", sagte Berger.

Gehen die Symptome nicht zurück oder wird eine mittelgradige Depression diagnostiziert, sollten Ärzte mit einer Arzneitherapie oder einer Psychotherapie beginnen. Im Gegensatz zur Leitlinie der britischen Institution NICE, die als Vorbild diente, spricht sich die S3-Leitlinie aber nicht für eine bestimmte Therapie aus. Das NICE empfiehlt bei Arzneien SSRI als erste Wahl, bei der Psychotherapie kognitive Verhaltenstherapie und Interpersonelle Psychotherapie. "Eine solche Festlegung gibt die Literatur jedoch nicht her", erläuterte Berger. Bei schweren Depressionen rät die Leitlinie zum Start mit einer Kombination aus Arznei- und Psychotherapie.

Alle Patienten sollten während einer Therapie einmal wöchentlich untersucht werden. Hat die Therapie nach drei bis vier Wochen keinen Erfolg, ist die Strategie zu wechseln: Ärzte sollten dann zum Beispiel die Dosis erhöhen (nicht jedoch bei SSRI), auf ein anderes Medikament oder eine andere Psychotherapie umsteigen oder mit Lithium augmentieren.

Lesen Sie dazu auch: Neu: S3-Leitlinien zu Depression und Demenz Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Meilensteine und Stolpersteine

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