Krebspatienten
Konzept für bessere Versorgung in strukturschwachen Regionen
In Thüringen wird mit dem Projekt „RESOLUT“ an Lösungen zur Versorgung Krebskranker und deren Familien in strukturschwachen Regionen gearbeitet.
Veröffentlicht:Die rasante Entwicklung der modernen Onkologie der vergangenen Jahre wird sich weiter beschleunigen. Die Zahl der Patienten mit Krebsdiagnosen steigt weiter bei zugleich verlängerter Lebenserwartung.
„Für einen Großteil der Patienten bedeutet dies, dass sich das Leben langfristig mit einer Krebserkrankung und den krankheits- und therapiebedingten Einschränkungen einstellen wird“, so Professor Jutta Hübner vom Universitätsklinikum Jena in einem Beitrag für die Zeitschrift „Forum“ (Forum 2020; 5:31–36).
Spezialisierte Zentren oft weit entfernt
Gerade in strukturschwachen Regionen führten jedoch die zunehmend komplexen Behandlungspfade, die notwendige Spezialisierung der Onkologen sowie die erforderliche Kooperation zwischen den Fachdisziplinen zu Problemen, so Hübner. Spezialisierte Leistungen werden nur noch in Zentren erbracht, diese liegen teilweise weit vom Wohnort entfernt.
Es sind spezialisierte pflegerische Leistungen ebenso notwendig wie unterstützende Maßnahmen, etwa die Ernährungs- und psychoonkolgische Beratung. Die Professorin für integrative Onkologie und ihre Kollegen konstatieren in ihrem Beitrag eine „massive Ausdünnung“ der Angebote in strukturschwachen Regionen.
Besondere Bedeutung von Hausärzten
Dem setzen sie ein Projekt namens „RESOLUT“ entgegen. Auf Basis einer strukturierten Analyse der Situation in Nordthüringen versuchen die Uniklinik Jena, die Hochschule Nordhausen gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft und weiteren Unterstützern regionale Strukturen zu schaffen, die eine verbesserte Versorgung von Krebspatienten und ihren Familien in strukturschwachen Regionen Thüringens zum Ziel hat. Hübner und ihre Kollegen argumentieren, dass der Gesundheitssektor sich gerade außerhalb der Ballungszentren zu einem wirtschaftlichen Motor entwickeln könne.
In einem Konzeptpapier wird Hausärzten eine besondere Bedeutung zugesprochen. Außer der Beratung der Krebspatienten und ihrer Angehörigen gehöre dazu die ambulante Begleitung und Koordination der Behandlungen, gerade bei Komorbiditäten, das Management von Nebenwirkungen sowie das Erkennen und Behandeln der Langzeit- und Spätfolgen erfolgreicher Tumortherapien.
Ein wichtiges Element sollen „Onkolotsen“ sein, speziell ausgebildete Pflegekräfte oder medizinische Fachangestellte, die sich um das Schnittstellenmanagement, die Unterstützung der Patienten, aber auch der involvierten Pflegedienste und Ärzte kümmern.
Enge Kooperation aller Gesundheitseinrichtungen
Als weiterhin elementar angesehen werden digitale Lösungen wie eine Wissensdatenbank für Patienten, Hausärzte und Pflegekräfte, Apps für das Nebenwirkungsmanagement und die telemedizinische Vernetzung aller Akteure. Es gehe um das Ermöglichen sozialer Innovationen sowie die Entlastung der beteiligten Berufsgruppen. Die Maßnahmen sollen die Autonomie der Patienten stärken.
Vorhandene Ressourcen müssten, unter anderem durch enge Kooperationen aller vorhandenen Gesundheitseinrichtungen, besser als bisher genutzt werden. Zugleich müssten Maßnahmen ergriffen werden, die die Lebens- und Arbeitswelt des medizinischen Fachpersonals verbessere. (ner)