Schilddrüsen-Check

Latente Hyperthyreose verdoppelt Risiko für Vorhofflimmern

Auch wenn eine latente Hyperthyreose bei Älteren häufig keine spürbaren Beschwerden macht, kann sie sich negativ auf das Herzkreislaufsystem und den Knochenstoffwechsel auswirken. Ein Schilddrüsen-Check ist daher sinnvoll, betonen Nuklearmediziner.

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Schilddrüsen-Check: Bei etwa fünf Prozent der über 65-Jährigen lösen Schilddrüsenknoten eine latente Hyperthyreose aus. Osteoporose und Vorhofflimmern können die Folge sein.

Schilddrüsen-Check: Bei etwa fünf Prozent der über 65-Jährigen lösen Schilddrüsenknoten eine latente Hyperthyreose aus. Osteoporose und Vorhofflimmern können die Folge sein.

© zinkevych / stock.adobe.com

Berlin. Gutartige, „heiße“ Schilddrüsenknoten können ja bei älteren Menschen Vorhofflimmern oder Osteoporose auslösen – sogar, wenn die Laborwerte noch unauffällig sind oder lediglich eine leichte Schilddrüsenüberfunktion anzeigen. Diese Auswirkungen würden bei Älteren häufig noch unterschätzt, betonte der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) in einer Mitteilung. Es sei daher ratsam, ab 65 Jahren einen Labortest und eine Ultraschalluntersuchung machen zu lassen.

Subklinische Hyperthyreose begünstigt Osteoporose

Bei etwa fünf Prozent der über 65-Jährigen lösen Schilddrüsenknoten eine latente Hyperthyreose aus. „Das Trügerische dabei ist: Auch wenn eine leichte Überfunktion gerade bei älteren Menschen häufig keine spürbaren Beschwerden macht, kann sie gravierende Auswirkungen auf Herzkreislaufsystem und Knochenstoffwechsel haben“, wird Professor Detlef Moka, Vorsitzender des BDN, in der Mitteilung zitiert.

Denn die subklinische Hyperthyreose begünstigt Osteoporose und lässt so das Risiko für Schenkelhalsfrakturen um 36 Prozent, das Risiko für Wirbelkörperbrüche sogar um 51 Prozent ansteigen (JAMA 2015; 313(20): 2055-2065). Vor allem aber fördert die Überfunktion Herzrhythmusstörungen (Front. Endocrinol. 2022; 12: 795492) – sie verdoppelt das Risiko für Vorhofflimmern – und erhöht damit das Risiko für Schlaganfälle sowie für Herztod und Herzinsuffizienz, wie neue Daten belegen (Front. Cardiovasc. Med. 2022; 9: 942971).

Schilddrüsenknoten bei Älteren häufig noch unterschätzt

„Häufig bemerken Betroffene das Vorhofflimmern gar nicht“, so Moka in der Mitteilung weiter. Doch Herzrhythmusstörungen fördern die Bildung von Thromben – Vorhofflimmern ist die Ursache für mindestens jeden fünften Schlaganfall. „Dass bereits eine leichte Überfunktion Osteoporose und Vorhofflimmern triggern kann, diese stillen Konsequenzen heißer Schilddrüsenknoten werden bei Älteren häufig noch unterschätzt“, so Moka.

Eine Hyperthyreose sollte deshalb schon im Frühstadium behandelt werden. „Ab 65 Jahren sollte man beim Hausarzt oder Hausärztin sicherheitshalber den TSH-Wert überprüfen und eine Ultraschalluntersuchung auf Schilddrüsenknoten machen lassen“, rät Moka in der Mitteilung. Sind Knoten größer als ein Zentimeter vorhanden, empfiehlt sich eine Szintigrafie. „Mit der Schilddrüsenszintigrafie lassen sich heiße Knoten sicher identifizieren – häufig sogar noch bevor sich Veränderungen bei den Laborwerten abzeichnen“, erklärt der Nuklearmediziner.

Latente Hyperthyreose verdoppelt Risiko für Vorhofflimmern

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Für die Behandlung heißer Knoten, die ja nahezu immer gutartig sind, kommen manchmal Medikamente, vor allem aber eine Radiojodtherapie oder auch eine Operation in Betracht. Darüber hinaus stehen bei gutartigen Knoten minimal invasive Verfahren zur Verfügung, die häufig mit speziellen Nadeln („Sonden“) arbeiten: Radiofrequenzablation, Mikrowellenablation, Laserablation oder – nicht nadelbasiert – hochfokussierter Ultraschall. „Auf jeden Fall sollte man im Alter auch bei einer schwach ausgeprägten Schilddrüsenüberfunktion aktiv werden, um die Risiken für Osteoporose und Schlaganfall zu reduzieren“, so Moka. (eb)

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