Mit Arznei plus Physiotherapie gegen überaktive Blase
Die überaktive Blase ist besonders bei Frauen in der Postmenopause häufig. Kombinationsbehandlungen bessern die Symptome effektiver als eine Monotherapie.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF (nsi). Schätzungsweise jede zweite Frau in der Postmenopause leidet an mindestens einem Symptom der urogenitalen Atrophie. Doch nur etwa jede fünfte Patientin spricht die Probleme von sich aus an.
Deshalb sollten Ärzte aktiv nachfragen, denn die meisten Beschwerden lassen sich gut beherrschen. Das betonte Professor Heinz Kölbl von der Universitätsfrauenklinik Mainz beim Fortbildungskongress der Frauenärztlichen Bundesakademie in Düsseldorf.
Durch den postmenopausalen Östrogenentzug veränderten sich die Epithelien und die Vaginalflora, und in Kombination mit einem Abbau der Kollagenfasern atrophierten Beckenboden, Harnröhre und Blase. Zu den möglichen Symptomen gehöre die Harninkontinenz.
Typische Befunde seien ein Urethralschleimhautprolaps und Urethralstenosen. Trigonum und Detrusor sind reich an Rezeptoren für Östrogen. Der Entzug des Hormons habe eine Atrophie und damit auch eine Abnahme cholinerger Rezeptoren zur Folge, erläuterte Kölbl.
Kombinationsbehandlungen bessern nach den Worten von Kölbls Klinikkollegen Professor Thomas Dimpfl die Symptome der überaktiven Blase (ÜAB) effektiver als eine Monotherapie. Äußert sich die ÜAB als Dranginkontinenz, seien eine lokale Östrogentherapie, ein Blasentraining und die Physiotherapie mit Beckenbodentraining, eventuell kombiniert mit Elektrostimulation die Methoden der Wahl.
Bringe dies nicht den gewünschten Erfolg, könne eine Pharmakotherapie mit Anticholinergika erwogen werden, die sich gut mit den anderen Behandlungsmethoden kombinieren lasse. Bei Frauen über 70 Jahre und solchen mit kognitiven Defiziten sollten bevorzugt Substanzen mit geringem Potenzial an unerwünschten zentralnervösen Effekten angewandt werden wie Trospiumchlorid und Darifenacin, so Dimpfl.
Auch Retardformulierungen und transdermale oder transvesikale Applikationsformen von Anticholinergika hätten ein günstiges Nebenwirkungsprofil.
Die Langzeitcompliance sei bei einer Therapie mit der Substanzklasse im allgemeinen wegen Mundtrockenheit und Obstipation schlecht. "Sie können mit der Patientin auch besprechen, dass sie eine Einnahme bei Bedarf erprobt, etwa bei einer Familienfeier", riet Dimpfl. Dadurch lasse sich häufig die Therapietreue insgesamt verbessern.
Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie bei überaktiver Blase gibt es in der S2-Leitlinie der AWMF: www.awmf.org