Rezidiv bei Morbus Basedow

Op, Radiatio oder Pharmaka?

Etwa jeder zweite Patient mit einem Morbus Basedow entwickelt nach der initialen Thyreostatikatherapie ein Rezidiv. Dann stellt sich die Frage nach der Art der definitiven Therapie.

Von Peter Stiefelhagen Veröffentlicht:

Die Autoimmunthyreopathie, bekannt als M. Basedow, ist eine Erkrankung, die nicht kausal behandelt werden kann. Ziel der Therapie ist das Erreichen einer dauerhaften Remission und die Behandlung der Hyperthyreose. Laborchemisch ist die Erkrankung charakterisiert durch Erhöhung von fT3 und fT4, supprimiertes TSH und deutlich erhöhten Titer der stimulierenden TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK). Sonographisch findet sich ein echoarmes Schallmuster und im Doppler eine Hyperperfusion.

Die initiale Therapie ist immer medikamentös mit Thyreostatika, wobei die Therapiedauer zwischen 6 und 18 Monaten beträgt. Doch bei mehr als der Hälfte der betroffenen Patienten kommt es nach Absetzen des Thyreostatikums zu einem Rezidiv. Ungünstige Prädiktoren sind ein Alter < 40 Jahre, männliches Geschlecht, ein Schilddrüsenvolumen > 40 ml, eine Orbitopathie, hohe TRAK-Titer und Rauchen.

"Bei einem Rezidiv wird im allgemeinen die Indikation für eine definitive Therapie, nämlich Operation oder Radiojodtherapie gestellt", so Dr. Damiano Librizzi von der Klinik für Nuklearmedizin der Universität Marburg beim DGIM-Kongress. Gelegentlich finde der Wechsel zur definitiven Therapie aber auch schon früher statt, nämlich bei Nebenwirkungen des Medikaments, bei einem persistierend hohen Bedarf an Thyreostatika oder wenn der Patient dies wünsche.

Die Erfolgsrate der Radiojodtherapie liege bei circa 90 Prozent. Unter der Bestrahlung nehme auch das Schilddrüsenvolumen um circa 20 ml ab. An der endokrinen Orbitopathie kann die Radiojodtherapie allein nichts ändern, aber bei zusätzlicher Gabe von Glukokortikoiden kommt es bei zwei Drittel der Patienten zu einer Besserung. "Bei Malignomverdacht, Kompressionssyndromen, mittelgroßen und großen Strumen, sofortigem Kinderwunsch, florider endokriner Orbitopathie oder einer thyreotoxischen Krise sollte keine Radiojodtherapie durchgeführt werden", so Librizzi. Hinweise für eine erhöhte Inzidenz von Malignomen gebe es aber nicht.

"Im Hinblick auf die Rezidivhäufigkeit ist die Operation der Radiojodtherapie überlegen", so Professor Ayman Agha, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie am Klinikum München-Bogenhausen. Dies habe in mehreren Studien gezeigt werden können. Standard sei heute die Thyreoidektomie oder die Fast-totale Resektion. Nur mit diesen Verfahren könne das Rezidivrisiko minimiert werden. Vor der Operation muss nicht unbedingt eine Euthyreose vorliegen, es genügt wenn eine latente Hyperthyreose erreicht ist. Was die endokrine Orbitopathie betrifft, so ist das Risiko im Vergleich zur alleinigen Radiojodtherapie auch deutlich niedriger.

Nach neueren Daten sollte bei ausgewählten Patienten auch eine thyreostatische Langzeittherapie diskutiert werden. Eine solche Strategie kommt in Betracht bei fehlender oder kleiner Struma, bei niedrigem TRAK-Titer, bei leichter Hyperthyreose und bei einer niedrigen Perfusionsrate im Doppler.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie