Schmerzsyndrom

PTSD: Ein Risikofaktor für CRPS?

Patienten mit komplexem regionalem Schmerzsyndrom (CRPS) erfüllen oft auch die Kriterien der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD), hat eine Studie jetzt ergeben.

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MAINZ. Fibromyalgie und andere chronische Schmerzsyndrome gehen mit einer relativ hohen Prävalenz von PTSD einher. Die Neurologin Verena Speck von der Universität Mainz und ihr Team hat den Zusammenhang zwischen CRPS und PTSD untersucht (Eur J Pain 2016, online 21. September).

An der Studie waren 152 erwachsene Patienten mit CRPS, davon 71 Prozent Frauen, beteiligt. Weit überwiegend handelte es sich um ein CRPS I, vormals Morbus Sudeck genannt. Rund 11 Prozent litten an CRPS II, früher als Kausalgie bezeichnet. Von den Schmerzen betroffen waren meist die Hände. 55 Patienten, die ebenfalls an Schmerzen, aber nicht an einem CRPS litten, dienten als Kontrollen, ebenso 55 nach Alter und Geschlecht passende gesunde Probanden. Das Vorliegen von PTSD beurteilten die Forscher anhand der Resultate einer Befragung mit einschlägigen psychologischen Fragebogenwerkzeugen (Posttraumatic Diagnostic Scale, deutsche Version).

Von den CRPS-Patienten wiesen 58 (38 Prozent) eine PTSD auf. Bei den Schmerzpatienten ohne CRPS waren es sechs (10 Prozent), bei den Gesunden zwei (4 Prozent). Der Beginn der PTSD lag bei 50 CRPS-Patienten vor dem Beginn des Schmerzsyndroms, bei 20 (35 Prozent) sogar mehr als fünf Jahre davor. Unter den erlebten Traumata waren schwere Unfälle, lebensbedrohliche Erkrankungen, häusliche Gewalt, Gewalt durch Fremde, Kriegserlebnisse und Vergewaltigungen durch Familienmitglieder oder Fremde. Signifikant mit CRPS assoziiert war der Schweregrad der PTSD. Zudem bestand ein Zusammenhang zwischen dem Vorliegen von PTSD und fehlangepassten Bewältigungsmechanismen (Gefühle schießen lassen, Verleugnung, Substanzgebrauch, Rückzugsverhalten, Suche nach Ablenkung, Selbstvorwürfe). Stutzig macht Speck und Kollegen, dass die PTSD dem CRPS so häufig vorausgeht. "Trotz des Querschnittscharakters unserer Studie und der retrospektiven Einschätzung der PTSD legt dies nahe, dass die PTSD ein Risikofaktor für die Entwicklung eines CRPS sein könnte", schreiben sie. (rb)

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