2. Nationale Impfkonferenz

Pipeline der Impfstoffhersteller ist gefüllt

Moderne biotechnische Methoden bringen die Impfstoffentwicklung voran. Schutz gegen Meningokokken B, Staph. aureus, Malaria und Krebs wird so möglich.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Gegen Meningokokken B wurde jetzt erstmals ein Impfstoff zur Zulassung eingereicht.

Gegen Meningokokken B wurde jetzt erstmals ein Impfstoff zur Zulassung eingereicht.

© Novartis Vaccines

STUTTGART. "Früher wurden neue Impfantigene eher zufällig aus abgeschwächten Erregern gewonnen", hat Dr. Jens Vollmar in einem Vortrag für den Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) berichtet.

Heute lassen sich im Erbgut eines Erregers gezielt Gene heraussuchen. Aus diesen Kandidaten wird dann das aussichtsreichste Impfantigen ausgewählt, sagte Vollmar bei der 2. Nationalen Impfkonferenz.

Was sich einfach anhört, ist allerdings mit enormem Aufwand verbunden. Bei Impfstoffen sind die Anforderungen nämlich höher als bei klassischen Arzneimitteln, weil sie millionenfach gesunden Menschen verabreicht werden.

Das notwendige Studienprogramm wurde dabei in den vergangenen Jahren ständig erweitert: Reichten beim Hepatitis-B-Impfstoff in den 1980er-Jahren noch Studien mit 1200 Probanden für die Zulassung aus, waren bei den Rotavirusvakzinen 2005 schon mehr als 70.000 nötig.

Die Entwicklung ist für Unternehmen eine enorme Investition: Zehn Jahre Zeit und eine Milliarde Euro Kosten pro Vakzine werden im Mittel veranschlagt, wie Vollmar berichtet hat. Das Problem: Jeder Impfstoff braucht schon während der Entwicklungszeit eine validierte endgültige Produktionsanlage, und noch in Phase III kann ein Kandidat scheitern.

Trotzdem ist die Pipeline der Hersteller gut gefüllt. Mit Spannung wird zum Beispiel ein neuer Meningokokken-B-Impfstoff erwartet, der jetzt zur Zulassung eingereicht wurde. Dieser Impfstoff könnte 2012 die letzte große Lücke beim Schutz gegen Erreger bakterieller Meningitiden schließen.

Zudem wird ein Impfstoff gegen Staph. aureus in Phase II geprüft, mit dem einmal ein Großteil der jährlich 132.000 Infektionen mit Methicillin-resistenten Staph. aureus (MRSA) in Deutschland verhindert werden könnte.

Moderne Adjuvanzien haben zudem erstmals einen wirksamen Impfstoff gegen Malaria möglich gemacht. Die Vakzine verringert nach Studiendaten die Infektionsrate und die Zahl schwerer Krankheitsverläufe deutlich und könnte nach Abschluss der Phase-III-Studien 2012 zur Zulassung eingereicht werden.

Auch neuartige therapeutische Impfstoffe gegen Krebs sind in Sicht, wobei man sich die Immunabwehr gegen spezifische Krebsantigene zunutze macht: Ein Kandidat gegen nichtkleinzelligen Lungenkrebs wird bereits in Phase-III-Studien geprüft.

Nach Studiendaten kam in Folge der Impfung bei knapp einem Drittel der Patienten die Krankheit zum Stillstand oder die Tumoren bildeten sich zurück. Wenn sich das Konzept weiter bewährt, sind Impfstoffe gegen weitere Krebsformen denkbar.

Lesen Sie dazu auch: Nur dringende Impfungen bei Schwangeren! Pipeline der Impfstoffhersteller ist gefüllt Ausbrüche weisen auf große Impflücken bei Asylbewerbern hin Impfen senkt Prävalenz von Pertussis im Ländle Influenza-Komplikationen bei Kindern im Visier Masernausbruch nach Jugendtreffen in Taizé Unterricht zu Impfungen motiviert Jugendliche

Weitere Infos im Web: Abstractband des 2. Nationalen Impfkongresses

Mehr zum Thema

Überraschender Fund

Erstmals wieder Polio-Wildviren im Abwasser nachgewiesen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Kinderimpfquote steigern!

© William - stock.adobe.com

Anstieg angehen:

Pneumokokken-Kinderimpfquote steigern!

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Familie_Strandperle_19966847.jpg; 19966847, Familie; MKC; Lizenzfrei; Strandperle; Bildnummer 19966847; Rechnungsnummer R6745624033; Lizenznehmer: MSD Sharp & Dohme GmbH, München

© Shutterstock / MKC

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
HPV-Impfung für Erwachsene

© syedfahadghazanfar / shutterstock

Eine Rechnung, die aufgeht!

HPV-Impfung für Erwachsene

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache