Kommentar

Programmiertes Missverständnis

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

Mit Meinungen kann man ganz schön falsch liegen. Das belegt nicht nur die Anekdote über das alte Ehepaar, das sich jeden Morgen ein Brötchen teilt: Er gibt ihr immer liebevoll die von ihm bevorzugte krosse obere Hälfte und erfährt viele Jahre später, dass sie eigentlich viel lieber die untere gehabt hätte. Bei Antibiotika-Verordnungen scheint es gelegentlich ähnlich zu sein: Die Meinung, Patienten erwarten die Mittel auch bei banalen Erkältungen, verleitet manchmal dazu, sie auch wider besseres Wissen zu verordnen.

Dass diese Erwartungshaltung bei den meisten Deutschen gar nicht da ist, wird jetzt eindeutig in einer Umfrage von Robert Koch-Institut und Charité belegt. Die Befragten sind darin erstaunlich pragmatisch: Über 90 Prozent wollen Antibiotika nur einnehmen, wenn sie unbedingt notwendig sind. Und das, obwohl viele meinen, die Mittel könnten ihnen bei einer Erkältung eigentlich gut helfen. Die weitaus meisten trauen ihrem Arzt aber eine sichere Entscheidung darüber zu, ob ein Antibiotikum bei einer akuten Krankheit sinnvoll ist. Wer das seinen Patienten auch gut erklärt, wird bei der überwältigenden Mehrheit von ihnen auf Verständnis stoßen.

Lesen Sie dazu auch: Erkältete erwarten nur selten Antibiotika-Rezept

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Große Datenbankanalyse

Schwindel als mögliches Warnsignal für Alzheimer

Zwei Injektionen im Jahr

Langwirksamer Antikörper bremst chronische Rhinosinusitis

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt