Vorbericht zu Antihypertensiva stark kritisiert

NEU-ISENBURG (ikr/Rö). Sind Diuretika tatsächlich die Blutdrucksenker mit dem am besten belegten Nutzen? Zu diesem vorläufigen Schluss kommt jedenfalls das IQWiG in seinem Vorbericht zu Antihypertensiva. Solche Vorberichte haben keine rechtliche Relevanz für Vertragsärzte.

Veröffentlicht:

Das Kölner Institut hat den Nutzen von fünf Wirkstoffgruppen bewertet: Diuretika, Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Kalzium-Antagonisten und Angiotensin-II-Antagonisten. Beurteilt wurden die Wirkstoffe danach, wie gut sie die möglichen Folgekomplikationen einer essentiellen Hypertonie, etwa Schlaganfälle oder Herzkrankheiten, verhindern. Dabei haben Diuretika (Thiaziddiuretika und Chlortalidon) am besten abgeschnitten.

Bei Kollegen stößt die Nutzenbewertung des Institutes auf großes Unverständnis. Für Professor Hermann Haller, den Vorsitzenden der Deutschen Hochdruck-Liga, entspricht die Bewertung nicht den Anforderungen an eine Hochdrucktherapie in der täglichen Praxis. So sei vor allem die Verträglichkeit der Medikamente bei der Bewertung nicht berücksichtigt worden. Diese sei aber wichtig für eine gute Compliance.

Nicht verständlich ist für Haller auch die Bewertung des Diabetes-Risikos von Antihypertensiva. So habe die Bewertung zwar ergeben, dass bei einer Diuretika-Therapie die Blutzucker-Werte und die Rate der Diabetes-Manifestationen höher seien als mit anderen Antihypertensiva. Auf die Nutzen-Bewertung habe sich das nicht ausgewirkt.

Für den Pharmakologen Professor Thomas Unger aus Berlin hat der Vorbericht eklatante Mängel. Die Ergebnisse stünden in Gegensatz zu europäischen und deutschen Empfehlungen wissenschaftlicher Fachgesellschaften.  

Lesen Sie dazu auch den Gastbeitrag: "Der IQWiG-Bericht ist ein Signal in die falsche Richtung und ein Rückschritt in die Zweiklassen-Medizin"

Lesen Sie dazu auch: Das sagt das Institut IQWiG: Für Diuretika ist der Nutzen am besten belegt Das sagen Kritiker des IQWiG-Vorberichts: Wichtige Kriterien für Erfolg bei der Therapie sind unbeachtet

Das sagen Pharma-Unternehmen: Blutdrucksenkung nicht bewertet - die Stellungnahme von AstraZeneca Vorbericht ist unzureichend - die Stellungnahme von Boehringer Ingelheim Verfahrens-Regeln missachtet - die Stellungnahme von Novartis Keine Hilfe für die Therapie - die Stellungnahme von Takeda Pharma

Was Sie über das IQWiG wissen sollten: Nach welchen Methoden das IQWiG Berichte erstellt Die Zusammenarbeit GBA-IQWiG gilt als intransparent Vorbericht: Keine juristischen Folgen

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Synergistischer Effekt

Hypertonie verschlimmert wohl metabolische Fettleber

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
AMNOG-Verfahren: Plädoyer für ein Update

© Springer Medizin Verlag GmbH

AMNOG-Verfahren: Plädoyer für ein Update

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
stiliserte, bunte Symbole für Patientenakten

© savittree / stock.adobe.com

Update

FAQ zur „ePA für alle“

Die elektronische Patientenakte kommt: Das sollten Sie jetzt wissen

Für die Einarbeitung sollten Neulinge eine feste Ansprechpartnerin im Team haben. (Motiv mit Fotomodellen)

© Manu Reyes / Stock.adobe.com

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten