Kasuistik

Wenn ein Patient einen grünen Kloß im Magen hat

Eine großes, graugrünes Gebilde und Druckgeschwüre im Magen offenbarte die Endoskopie bei einem 76-Jährigen mit Dyspepsiebeschwerden. Die Ärzte rückten dem Übeltäter mit der Brechstange zu Leibe.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
In Italien haben Ärzte einem Mann ein pflanzliches Bezoar aus dem Magen-Darm-Trakt operiert.

In Italien haben Ärzte einem Mann ein pflanzliches Bezoar aus dem Magen-Darm-Trakt operiert.

© yonibunga / stock.adobe.com

BARI. Der rüstige, ältere Herr, der sich in der Notaufnahme der Universitätsklinik Bari vorstellte, hatte zuvor lediglich über Magenschmerzen und Dyspepsie geklagt. Ansonsten war der 76-Jährige bis auf eine leichte Hypertonie bei bester Gesundheit. Auf dem Speiseplan stand häufig Gemüse, eine spezielle Diät verfolgte der Senior jedoch nicht (Int J Surg Case Reports 2017; online 14. Juni).

Bei der Endoskopie des oberen Gastrointestinaltrakts zeigte sich zunächst eine Grad-A-Ösophagitis. Im Magen fanden sich Druckgeschwüre am Angulus ventriculi, offenbar ausgelöst von einem dort sitzenden 10 cm großen graugrünen Gebilde. Die faserige Masse konnte dem äußeren Anschein nach als Phytobezoar identifiziert werden.

Statt Coladusche gleich zur Sache

In der Fachliteratur werden in solchen Fällen verschiedene Therapieansätze empfohlen: Dazu gehören Prokinetika und lytische Enzyme, insbesondere auch Spülungen mit Coca Cola (3 l über 12 h via Magensonde). Diese sollen dazu beitragen, den Bezoar aufzulösen und die nachfolgende endoskopische Fragmentation zu erleichtern.

Im vorliegenden Fall verzichteten die Ärzte auf die aufwendige Coladusche und schritt stattdessen gleich zur Tat: Mithilfe einer Polypektomieschlinge gelang es, den Kloß zu zerbröckeln. Dessen Überreste konnten mit einer forcierten Lavage aus dem Magen herausgespült werden.

Wie Dr. Ippazio Ugenti und seine Kollegen berichten, nahm das ganze Prozedere nicht mehr als zehn Minuten in Anspruch. Danach wurde der Patient nach Hause entlassen, mit einem Rezept für ein Prokinetikum, einen Protonenpumpenhemmer und Erythromycin (3 x 500 mg pro Tag über sieben Tage).

Keinerlei Überreste des Bezoars

Dieses Vorgehen rechtfertigen die Studienautoren damit, dass der Patient keinerlei Risikofaktoren aufgewiesen habe. So zeigte der 76-Jährige weder Blutungen in der Magenschleimhaut noch Hinweise auf eine Dünndarmobstruktion oder eine Motilitätsstörung.

Der Mann hatte zudem keine Magen-Operation in der Vorgeschichte und litt auch nicht an Diabetes oder einer anderen endokrinen Störung, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Publikation.

Ein halbes Jahr nach der Behandlung hatten die Ärzte ihren Patienten wieder zur Endoskopie in die Klinik bestellt. Dabei zeigten sich keinerlei Überreste des Bezoars mehr und auch die Druckgeschwüre waren vollständig ausgeheilt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Synergistischer Effekt

Hypertonie verschlimmert wohl metabolische Fettleber

Sicherheit und Wirksamkeit

CED: Hohe Persistenz mit modernen Therapeutika

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Abb. 1: Symptomverbesserung unter Upadacitinib zu Woche 8 und 52

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2]

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Erste Real-World-Daten bei Colitis ulcerosa und neue Langzeitdaten bei Morbus Crohn zu Upadacitinib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden
Abb. 1: Sequenzierung einer Biologika-Therapie bei MC: Effektivität von VDZ in Abhängigkeit der Therapielinie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Frühe versus personalisierte Therapie bei Morbus Crohn

Führt mehr als ein Weg zu einem besseren Behandlungsergebnis?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

Neue STIKO-Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Ein Traum für jeden Patienten mit insulinpflichtigem Diabetes: Eine vollständig automatisierte Insulingabe mit Full-Closed-Loop (FCL)-Systemen dank künstlicher Intelligenz (KI).

© Iryna / stock.adobe.com

KI in AID-Systemen

Diabetes: Vollautomatisierte Insulinpumpen sind im Kommen

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren