Wer Beipackzettel nicht versteht, stirbt früher

Beipackzettel verwirren oft mehr als dass sie aufklären. Viele Patienten, die sie nicht verstehen, bezahlen das offenbar mit ihrem Leben. Zwei Personengruppen sind laut einer Studie besonders gefährdet.

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Nicht immer einfach: korrekte Einnahme der Arznei. Das kann vor allem ältere Patienten das Leben kosten, legt eine Studie nahe.

Nicht immer einfach: korrekte Einnahme der Arznei. Das kann vor allem ältere Patienten das Leben kosten, legt eine Studie nahe.

© Jeanne McRight / Photos.com

NEU-ISENBURG (St). Einen Zusammenhang zwischen dem Nicht-Verstehen von für die Gesundheit wichtigen Informationen und einem erhöhten Mortalitätsrisiko legt eine britische Studie nahe, in der die Verständnisfähigkeit älterer Menschen getestet wurde.

Immerhin ein Drittel der älteren Probanden konnte nach der Lektüre einfacher medizinischer Inhalte Fragen dazu nicht fehlerfrei beantworten. Gleichzeitig starben die meisten Patienten in der Gruppe mit den schlechtesten Ergebnissen.

Dass Mortalitätsrisiko und Bildung assoziiert sind, ist nicht neu. Beim Umgang mit der Gesundheit und hinsichtlich der Möglichkeiten, auf das eigene Wohlergehen einzuwirken, wird diese Assoziation besonders deutlich.

Das zeigt jetzt auch eine Studie, bei der 7857 Engländer ab 52 Jahren einen kurzen Test ablegten (BMJ 2012; 344: e1602).

Studie behandelte Informationen zu ASS-Tabletten

Dieser sollte Auskunft über ihre Fähigkeit geben, grundlegende Informationen zur Gesundheit zu lesen, zu verstehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Im konkreten Fall handelte es sich um schriftliche Hinweise zur Einnahme von ASS-Tabletten. Nach dem Lesen der Informationen mussten vier Fragen beantwortet werden. Jede richtig beantwortete Frage wurde mit einem Punkt bewertet.

Den maximalen Score erreichten gut zwei Drittel der Probanden (Kategorie "gut"), einen Fehler machten 20,3 Prozent ("mittel"), mehr als einen Fehler 12,5 Prozent ("gering").

Während noch drei Viertel der unter 60-Jährigen alle vier Fragen richtig beantworten konnten, gelang dies in der Gruppe der über 80-Jährigen nur noch jedem Zweiten.

Teilnehmer ohne Bildungsabschluss schneiden schlecht ab

Zudem gehörten der Gruppe mit dem schlechtesten Ergebnis viermal mehr Teilnehmer ohne Bildungsabschlüsse an als mit entsprechender Qualifikation.

Innerhalb der mittleren Studienzeit von 5,3 Jahren starben insgesamt 621 Probanden; 6,1 Prozent aus der Gruppe mit guter, 9 Prozent mit mittlerer und 16 Prozent mit geringer medizinischer Verständnisfähigkeit.

Damit war das Risiko, innerhalb von fünf Jahren zu sterben, für Teilnehmer mit den schlechtesten Test-Ergebnissen mehr als doppelt so hoch wie für die Cleveren.

Auch nach Berücksichtigung mehrerer Einflussfaktoren wie Gesundheitszustand, sozioökonomischer Stellung und Lebensstilrisiken ergab sich in den Gruppen mit geringer und mittlerer Verständnisfähigkeit ein höheres Sterberisiko als bei den Teilnehmern, die den Test fehlerlos hatten lösen können (HR 1,4 bzw. 1,15).

Quelle: www.springermedizin.de

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