Fachplanung klappt
Schlaganfall-Patienten in Baden-Württemberg häufiger in Stroke Units behandelt
Vor vier Jahren hat Baden-Württemberg mit einer Schlaganfall-Konzeption den Krankenhausplan nachgeschärft. Nun zeigt sich, dass Apoplex-Patienten von dem dreistufigen Versorgungskonzept profitieren.
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Mit einem Schlaganfall-Patienten an Bord in die richtige Klinik: Das gelingt im Südwesten immer häufiger.
© Boris Boessler / dpa
Stuttgart. Die Schlaganfall-Konzeption des Landes Baden-Württemberg trägt offenbar zu einer besseren Steuerung von Patienten mit Apoplex in der stationären Versorgung bei. Darauf hat die Techniker Kasse im Südwesten hingewiesen und bezieht sich dabei auf Daten der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen Baden-Württemberg (QiG BW).
Gesellschafter dieser Einrichtung sind die Landesverbände der Kassen, der Krankenhausgesellschaft, der KV Baden-Württemberg sowie der Kassenzahnärztlichen Vereinigung.
Demnach sind im Vorjahr nur noch drei Prozent der Apoplex-Patienten in Krankenhäusern ohne Qualitätsvorgaben gelandet – im Jahr 2015 traf dies noch auf fast zwölf Prozent dieser Patientengruppe zu.
Intelligente Vernetzung mit Rettungsdiensten möglich?
Aus Sicht von Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung in Baden-Württemberg, könnte dieser Wert noch weiter sinken. Nötig dafür wäre eine intelligente Vernetzung des Rettungsdienstes mit den Kliniken. Auf diese Weise könnten für die Schlaganfallversorgung ungeeignete Kliniken von vornherein ausgeschlossen werden, sagte Mussa der „Ärzte Zeitung“.
77 Jahre
betrug der Altersmedian bei Schlaganfallpatienten im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg. Dabei lag der Altersmedian bei Frauen mit 80 Jahren deutlich höher als bei Männern mit 74 Jahren.
Vor vier Jahren hatte das Sozialministerium ein dreistufiges Versorgungskonzept etabliert. Dieses besteht aus zwölf überregionalen Stroke Units, 21 regionalen Schlaganfall-Schwerpunkten sowie 17 lokalen Schlaganfall-Stationen. Für jede Versorgungsstufe gelten spezifische Qualitäts- und Vorhaltestandards. Diese Fachplanung setzt auf dem geltenden Krankenhausplan von 2010 auf.
Immer mehr Patienten werden als Folge dieser Vorgabe in überregionalen Stroke Units eingeliefert. Rund 38 Prozent der über 37 .000 Apoplex-Patienten waren es im Vorjahr und damit etwa sechs Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2015 (32,1 Prozent).
Die gleiche Entwicklung zeigt sich bei den regionalen Schlaganfall-Einheiten. Dorthin wurden zuletzt rund 41 Prozent der Patienten verbracht – sechs Jahre zuvor waren es noch knapp 27 Prozent.
Telemedizin hat noch viel Potenzial
Aus Sicht der TK tragen die Vorgaben des Sozialministeriums dazu bei, dass die Devise „Qualität vor Wohnortnähe“ auch in einem Flächenland wie Baden-Württemberg umgesetzt werden kann. Allerdings würden hierbei die Potenziale der Telemedizin noch nicht ausreichend gehoben. 3175 Patienten (8,6 Prozent) haben nach Angaben der Kasse im vergangenen Jahr von einem teleneurologischen Konsil profitiert – beispielsweise, weil ein Schlaganfall-Zentrum zu weit vom Wohnort des Patienten entfernt lag.
Sechs Jahre zuvor waren es nur rund 550 Telekonsile. Dennoch sieht die Kasse durch die telemedizinische Vernetzung von Rettungsdienst und Kliniken hier noch „viel Luft nach oben“.
Verkürzt werden konnte in den vergangenen Jahren die Zeitspanne zwischen Schlaganfall und dem Beginn eines CT oder MRT. Bei rund 8600 Patienten (rund 54 Prozent) geschah dies in weniger als drei Stunden, bei einem Viertel der Patienten sogar in weniger als 90 Minuten nach dem Ereignis.
Im Vergleich zu 2015 habe der Anteil der Patienten, die maximal in drei Stunden per Bildgebung untersucht werden konnten, um rund zehn Prozent zugenommen, teilt die TK mit. Als positiv wertet die Kasse insbesondere, dass sich die Zentren-Struktur auch in der Corona-Pandemie bewährt habe.