Aufregung am Klinikum Ludwigshafen

Impfkonflikt: Pflegekammer und Verdi lesen Klinikleitung die Leviten

Am Klinikum Ludwigshafen spitzt sich die Auseinandersetzung um die eingeforderte Corona-Impfwilligkeit des Personals zu. Pflegekammer und Verdi warnen vor einem arbiträren Rechtsverständnis.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Hans-Friedrich Günther, Geschäftsführer des Klinikums Ludwigshafen, ist wegen seines rigorosen Corona-Impfkurses für die Belegschaft derzeit stark unter Beschuss.

Hans-Friedrich Günther, Geschäftsführer des Klinikums Ludwigshafen, ist wegen seines rigorosen Corona-Impfkurses für die Belegschaft derzeit stark unter Beschuss.

© Klinikum der Stadt Ludwigshafen

Ludwigshafen/Rhein. Beim zweitgrößten Krankenhaus in Rheinland-Pfalz, dem Klinikum Ludwigshafen (KliLu), verhärten sich offensichtlich die Fronten im Streit um eine von der Geschäftsführung offensiv geforderte Corona-Impfpflicht für Mitarbeiter.

Das hat nun auch Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, auf den Plan gerufen, der, wie es in einer Mitteilung heißt, an die Impfwilligkeit der Belegschaft appelliert, aber die Freiwilligkeit der SARS-CoV-2-Vakzinierung betont.

Lesen sie auch

„Natürlich wünschen wir uns gerade in gesundheitssystemrelevanten Berufsgruppen eine hohe Impfquote, um so schnell wie möglich aus dieser Pandemie herauszukommen. Es gilt jedoch auch, die individuelle Selbstbestimmung der einzelnen Mitarbeitenden in Altenheimen und in Kliniken zu respektieren. Wer sich nicht impfen lassen möchte, der darf für diese Entscheidung nicht bestraft werden“, bringt Mai den Standpunkt der Pflegekammer auf den Punkt.

Er empfiehlt, mit den bisher impfunwilligen Mitarbeitern in den gezielten Dialog zu treten. Die Klinikleitung solle „das offene Gespräch mit dem Personal suchen und auf die noch immer angespannte Situation aufmerksam machen.“

400 impfwillige Mitarbeiter

Laut KliLu-Geschäftsführer Hans-Friedrich Günther sei bisher eine Impfquote von mehr als 80 Prozent erreicht worden. Rund 400 Mitarbeiter zeigten sich laut Günther impfunwillig, wie er in einem Mitschnitt einer Mitarbeiterinformationsveranstaltung äußert, die die Organisation „Pflege für Aufklärung“ ins Internet gestellt hat.

Wie es in lokalen Medien heißt, habe der KliLu-Betriebsrat mittlerweile sein Veto bei der Geschäftsführung eingelegt, die Arbeitsverhältnisse impfunwilliger Mitarbeiter in der Probezeit beenden wolle.

Gewerkschaft macht Druck

Neben der Landespflegekammer hat sich auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) aktiv in den Impfkonflikt eingeschaltet – laut Mitteilung mit dem Hinweis, mit aller Entschiedenheit eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen abzulehnen.

„Die Unfähigkeit der Leitung des Klinikums der Stadt Ludwigshafen, die eigenen Beschäftigten von der Sinnhaftigkeit einer Impfung zu überzeugen und nun mit aller Härte zur Keule der arbeitsrechtlichen Maßnahmen zu greifen, ist inakzeptabel und stößt auf energischen Widerstand unserer Gewerkschaft“, stärkt Agathe Hohmann, die für das Klinikum zuständige Gewerkschaftssekretärin bei Verdi, den impfunwilligen KliLu-Beschäftigten den Rücken.

Die Betroffenen, beispielsweise Pflegepersonen sowie Ärztinnen und Ärzte, müssten selbst entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen. Das sei die rechtliche Situation in Deutschland und könne auch nicht in Ludwigshafen, per rechtswidriger Anordnung einer Geschäftsführung, außer Kraft gesetzt werden, betonte die Gewerkschafterin nach Gesprächen mit Mitgliedern des Betriebsrates.

Lesen sie auch
Lesen sie auch

Die Gewerkschaft bekräftigt die Aussage, dass ersten Beschäftigten bereits gekündigt worden sei und Sanktionen, wie Verweigerung von Höhergruppierungen oder auch Teilnahme an Veranstaltungen, angekündigt worden seien.

„Unter dem Aspekt, das Wohl der Patienten und Patientinnen zu schützen, spricht die Geschäftsführung dem nicht geimpften Personal Kündigungen aus. Dies geschieht, ohne mit den Betroffenen in den Dialog zu treten, die Bedenken des Betriebsrats ernst zu nehmen und auch ohne nach anderen Lösungen zu suchen. Damit nimmt die Leitungsmethode mittelalterliche Züge an“, konstatiert Gewerkschaftssekretärin Hohmann.

Einmischung der Oberbürgermeisterin gefordert

Pflegekammer-Präsident Mai sieht in der Causa KliLu „auch die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck als Aufsichtsratsvorsitzende gefordert, um der ‚Beliebigkeit‘ dieser Situation ein Ende zu bereiten und damit auch nachhaltigen Schaden vom Klinikum Ludwigshafen mit unkalkulierbaren Auswirkungen auf die Versorgungssituation der Region abzuwehren.“

Das SPD-Stadtoberhaupt betonte auf Nachfrage der Ludwigshafener „Rheinpfalz“, es sei als Aufsichtsrat des Klinikums nicht ihre Aufgabe, in das laufende Geschäft der KliLu-Geschäftsführung einzugreifen.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Start-up setzt stark auf Delegation

Hier versorgt das Team: Wie eine Praxis von LillianCare arbeitet

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung