ELSA-Studie:

Abruptiones: Dichteste Versorgung mit Praxen im Osten

Befürworter liberaler Regeln für Schwangerschaftsabbrüche führen oft als ein Argument an, in bestimmten Regionen gebe es kaum Zugang zu Praxen, die diese Eingriffe anbieten. Forscher haben sich das jetzt genauer angeschaut.

Veröffentlicht:
Ungewollt schwanger? Dann ist es in vielen Regionen Deutschlands nicht einfach, eine Praxis zu finden, die eine Abruptio anbietet.

Ungewollt schwanger? Dann ist es in vielen Regionen Deutschlands nicht einfach, eine Praxis zu finden, die eine Abruptio anbietet.

© Natalya Lys / stock.adobe.com

Berlin. Ungewollt schwangere Frauen haben in den östlichen Bundesländern den einfachsten Zugang zu Praxen, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten. Eine Ausnahme bildet dabei Brandenburg, wie aus einer aktuellen Studie hervorgeht, die am heutigen Mittwoch vorgestellt wird. Im Westen zeigt die Untersuchung die dichteste Versorgung in Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen und die am wenigsten dichte in Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg.

Laut der Studie leben 4,5 Millionen Menschen in Deutschland außerhalb einer „angemessenen Erreichbarkeit“ zum nächsten Angebot für einen Schwangerschaftsabbruch. Die 85 Landkreise, in denen das zutrifft, liegen demnach vor allem in Bayern, aber auch in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Als schlecht erreichbar bezeichnen es die Autoren der Studie, wenn eine Einrichtung, die einen Abbruch anbietet, nicht innerhalb von 40 Minuten mit einem Auto erreichbar ist.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Große Koalition hatte Studie in Auftrag gegeben

Die große Koalition aus Union und SPD hatte in der vergangenen Legislaturperiode die von einem Forschungsverbund erstellte ELSA-Studie in Auftrag gegeben. ELSA steht für „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer - Angebote der Beratung und Versorgung“.

Nach Paragraf 218 im Strafgesetzbuch ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland rechtswidrig. Er bleibt aber bis zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei, wenn es zuvor eine Beratung gab und ein Beratungsschein ausgestellt wurde. Zwischen Beratung und Abruptio müssen mindestens drei Tage vergehen. Die Empfehlungen einer von der Bundesregierung eingesetzten Kommission waren am Montag bekannt geworden. Sie empfiehlt eine Liberalisierung der bisherigen Gesetzgebung.

Abruptiones im ersten Trimenon könnten bald legal sein. Was halten Sie davon?

Lesen sie auch

Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen sind laut Studie gut erreichbar, allerdings seien sie zum Teil nicht gut vernetzt mit der medizinischen Versorgung. Umgekehrt beklagten demnach etliche Beratungsstellen, dass es in einigen Regionen zu wenige Praxen gebe. Häufiger kritisierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen auch, dass Abruptiones weiter über das Strafrecht geregelt würden.

Unter Leitung der Hochschule Fulda arbeiten das Sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen in Freiburg, die Hochschule Merseburg, die Freie Universität Berlin, die Hochschule Nordhausen und die Universität Ulm im Forschungsverbund mit an ELSA. Eine der Hauptverantwortlichen der Studie, Daphne Hahn, ist auch Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission. (KNA)

Mehr zum Thema

MHH sucht Teilnehmer

Umfrage zu Auswirkungen von Medikamenten-Lieferengpässen

Veranstaltung beim Hauptstadtkongress

Präzisionsmedizin – wie kommt sie in die Versorgung?

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Pflanzenzweige in Reagenzgläsern

© chokniti | Adobe Stock

PMS? Phytotherapie!

Evidenzbasierte Phytotherapie in der Frauenheilkunde

Packshot Agnucaston

© Bionorica SE

PMS? Phytotherapie!

Wirkmechanismus von Agnucaston® 20 mg

Mönchspfeffer Pflanze

© Lemacpro / AdobeStock

Phytotherapie bei PMS

Wissenschaftliche Kurzinformation zu Agnucaston® 20 mg

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Referentenentwurf

Lauterbachs Klinikreform: Lob von den Uniklinika und Prügel aus den Ländern

Gastbeitrag zur Kardioonkologie

Herzinsuffizienz zieht Komorbiditäten an

Lesetipps
Eine warme Beleuchtung sorgt im Empfangsbereich für eine angenehme Atmosphäre.

© Javier De La Torre / Westend61 / picture alliance

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis