Prostatakarzinom-Früherkennung
Beim PSA-Test sind Hausärzte die wichtigste Informationsquelle
Was Männer über Prostata-spezifisches Antigen zur Krebs-Früherkennung wissen, wissen sie meist von ihren Hausärzten. Mit der neuen S3-Leitlinie kommt es um so mehr darauf an, dass diese sie kundig beraten.
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Hausärzte waren bei einer Untersuchung Befragten zufolge beim PSA die wichtigste Informationsquelle. (Symbolbild)
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Hannover. Erst seit wenigen Wochen gibt es die neue S3-Leitlinie „Prostatakarzinom“. Da Männer einer aktuellen Langzeitstudie zufolge die meiste Information zur Prostatakrebs-Vorsorge von ihren Hausärztinnen und Hausärzten beziehen, die die Messung des Prostata-spezifisches Antigens (PSA) teils kritisch sehen, macht es Sinn, sich damit zu befassen, was dazu in der interdisziplinären Leitlinie steht.
Wie Dr. Kay-Patrick Braun, Allgemeinmedizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und niedergelassen in Cottbus, beim DEGAM-Kongress 2025 sagte, ist der PSA-Wert gerade im hausärztlichen Bereich wegen der möglichen Überdiagnostik und Übertherapie, mit all ihren Konsequenzen bis hin zu „Inkontinenz und erektiler Dysfunktion in einem hohen Prozentsatz“ nach radikaler Prostatektomie, nach wie vor umstritten.
Mortalitätssenkung bei Älteren
„Es gibt aber ganz aktuelle Ergebnisse, dass bei den 55- bis 69-Jährigen eine signifikante Senkung der Mortalität durch eine regelmäßige PSA-basierte Früherkennung erreicht werden kann“, betonte der Allgemeinmediziner unter Verweis auf Daten aus der European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer. Auch gab er die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch lokal destruierende und metastasierende Karzinome zu Bedenken.
Laut Braun halten 30-40 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte eine PSA-Bestimmung für einen effektiven Test, 75 Prozent empfehlen ihn. Entscheidend ist aber, und das ist auch das Hauptergebnis der von Braun vorgestellten KABOT (Knowledge and belief over time)-Studie: Hausärztinnen und Hausärzte sind für die Patienten die wichtigste Informationsquelle in Sachen Früherkennung.
KABOT ist eine Langzeitanalyse zu Veränderungen im Kenntnisstand und der Inanspruchnahme der Früherkennung des Prostatakarzinoms – und auch des kolorektalen Karzinoms. 2009 erhielten dafür 55, und 2021155 hausärztliche Praxen in Berlin und Brandenburg jeweils 50 Fragebögen, um sie an männliche Patienten ab 35 Jahren auszugeben.
Ein Drittel der Männer kennt den PSA-Test nicht
Letztlich beteiligten sich 29 Praxen, mit insgesamt 890 auswertbaren Fragebögen. Heraus kam, dass die Koloskopie, zu der auch zunehmend Krankenkassen ihre Versicherten anhalten, zuletzt 2019 mit 81,5 Prozent einen signifikant höheren Bekanntheitsgrad hatte als der PSA-Wert, von dem nur 65,9 Prozent der Befragten wussten. Hausärzte waren beim PSA die wichtigste Informationsquelle: 2009 hatten 46,2 Prozent und 2021 etwas mehr als die Hälfte der Patienten davon vom Hausarzt gehört. Tatsächlich wahrgenommen hatten den PSA-Test 42,9 Prozent und 52,6 Prozent.
„Wir haben über den Untersuchungszeitraum eine signifikante Inanspruchnahme der PSA-Früherkennung herausarbeiten können“, resümierte Braun. Als Gruppen mit besonderem Beratungsbedarf identifizierten die Forschenden Männer mit geringer Schulbildung und Raucher. Eine positive Familienanamnese für maligne Erkrankungen und der Versicherungsstatus hatten keinen Einfluss auf Kenntnis und Inanspruchnahme der Prostatakrebs-Vorsorge. „Unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinie und der höchstwahrscheinlich daraus resultierenden Empfehlungen wird uns Hausärztinnen und Hausärzten eine noch größere Rolle im Rahmen der Früherkennung zu Teil werden“, so Braun.
Und das sagt die neue interdisziplinäre S3-Leitlinie
„Die digital-rektale Untersuchung als Früherkennung ist out“, sagte der Allgemeinmediziner Dr. Kay-Patrick Braun. Dabei handelt es sich um eine klare Grad-A-Empfehlung. Bezüglich des PSA-Wertes haben sich die Expertinnen und Experten darauf geeinigt, Männer ab 45 Jahren und mit einer Lebenserwartung von mindestens zehn Jahren, die eine Früherkennung wünschen, ergebnisoffen über die Vor- und Nachteile zu beraten und ihnen dann gegebenenfalls eine PSA-Bestimmung anzubieten. Die Kontrollintervalle erfolgen risikoadaptiert nach Höhe des PSA-Wertes:
• <2,5 ng/ml: alle fünf Jahre
• 1,5-2,99 ng/ml: alle zwei Jahre
• ≥ 3 ng/ml: binnen drei Monaten
Bestätigt sich ein Wert ≥3 ng/ml nach drei Monaten, ist der weitere Weg vorgezeichnet: „Ab zum Urologen!“ Dann erfolge in der Regel eine Magnetresonanztomografie zur weiteren Diagnostik, sagte Braun. „Inwieweit das jetzt in die Früherkennungs-Richtlinien Einzug halten wird, bleibt abzuwarten.“