Pandemie-Maßnahmen

Pädiater begrüßen Wegfall der Corona-Maskenpflicht im Schulunterricht

Keine Maske mehr am Platz – viele Schulen in Deutschland machen sich allmählich locker. Kinder- und Jugendärzte halten den Schritt für richtig. Kritik üben sie an der „Datenakrobatik“ beim Infektionsgeschehen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Mehrere Bundesländer haben zuletzt die coronabedingte Maskenpflicht im Unterricht abgeschafft. Für den Präsidenten des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Thomas Fischbach, sollte das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Unterricht „die Ausnahme und nicht die Regel“ sein.

Mehrere Bundesländer haben zuletzt die coronabedingte Maskenpflicht im Unterricht abgeschafft. Für den Präsidenten des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Thomas Fischbach, sollte das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Unterricht „die Ausnahme und nicht die Regel“ sein.

© Friso Gentsch / dpa

Berlin. Mehrere Bundesländer haben zuletzt die coronabedingte Maskenpflicht im Unterricht abgeschafft. Von diesem Montag an entfällt die Regel auch an den Schulen in Hessen. Das gilt sowohl für Schüler als auch für das Lehrpersonal. Freiwillig kann weiter Maske getragen werden.

Bei Kinder- und Jugendärzten stößt die Entscheidung auf Zustimmung. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Unterricht müsse „die Ausnahme und nicht die Regel“ sein, sagte der Präsident des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, der Ärzte Zeitung am Montag. Die Regelung solle abhängig vom Infektionsgeschehen und abhängig von den allgemeinen, auch außerhalb der Schule gültigen Maßnahmen greifen.

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BVKJ-Chef Fischbach: „Ausnahme statt Regel“

Bei Grundschülern könne in „besonderen Situationen“ das Maskentragen empfohlen werden, „es sollte aber nicht verpflichtend sein“, sagte Fischbach. In jedem Fall seien an allen Schulen regelmäßige Maskenpausen zuzulassen und auch einzuhalten. „Das passiert leider nicht flächendeckend.“ Der Sportunterricht sollte ohne Masken stattfinden.

Um das Infektionsgeschehen realistisch abzubilden, dürfe nicht allein auf die Sieben-Tage-Inzidenz abgehoben werden, forderte Fischbach. „Entscheidender ist die Hospitalisierungsrate.“ Diese Rate sei derzeit allerdings „erheblich verzerrt“, da auch Krankenhauspatienten in die Statistik kämen, die etwa mit einem Beinbruch stationär eingeliefert und bei Aufnahme positiv getestet würden, aber kaum COVID-19-Symptome hätten, gab Fischbach zu bedenken. „Wir brauchen differenziertere Aussagen, um von dieser Datenakrobatik wegzukommen.“

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Zuvor hatten die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie – unterstützt vom BVKJ – allgemeine Empfehlungen zum Umgang mit Corona-Maßnahmen an Schulen vorgelegt.

Fokus auf Schutz vor schweren Verläufen legen

In dem Papier heißt es, der Höhepunkt der Omikron-Welle sei in den meisten Bundesländern überschritten. Ziel müsse jetzt der gezielte Schutz vor schwerem Krankheitsverlauf, nicht aber mehr der Schutz vor jeder einzelnen Infektion sein. Das betreffe vor allem vulnerable Gruppen mit Risikofaktoren. „Kinder und Jugendliche gehören nur in sehr seltenen Ausnahmefällen dazu.“

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Die Verbände werben zudem für die Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus. „Der Nutzen der Impfung ist evident, gravierende Komplikationen sind ausgesprochen selten, auch in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen.“ Die Impfung der Erwachsenen schütze auch Kinder unter fünf Jahren, für die derzeit noch kein zugelassener Impfstoff bereitstehe. In der Altersgruppe der 5- bis 11-Jährigen sei die Grundimmunisierung mit zwei Impfungen einem vollständigen Impfschutz gleichzusetzen.

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