Gesundheitsförderung in Corona-Zeiten

Präventionskurs der Firma wandert digital ins Homeoffice

Prävention in Präsenz hat im Corona-Jahr 2020 schwer gelitten. Bis zu 90 Prozent der Ausgaben der Kassen für Vorsorgeangebote mussten in digitale Formate umgeleitet werden. Betriebliche Gesundheitsförderung fiel aus oder wurde ins Homeoffice gestreamt.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die Pandemie hat die Förderung von digitalen Präventionsangeboten beschleunigt – auch im Homeoffice werden sie genutzt.

Die Pandemie hat die Förderung von digitalen Präventionsangeboten beschleunigt – auch im Homeoffice werden sie genutzt.

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Berlin. Die Ereignisse des Corona-Jahres 2020 bahnen digitalen Präventionsangeboten den Weg in den Alltag. Dass Prävention in Zukunft stärker als noch 2019 digital stattfinden wird, bestätigen auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ alle Kassenverbände.

„Die Pandemie hat die Förderung von digitalen Präventionsangeboten beschleunigt“, teilte die Knappschaft/Bahn/See (KBS) mit.

Präventionsgeschehen bricht ein

„Unsere Zahlen zeigen, dass Prävention digital sehr gut funktioniert, und die Versicherten das Angebot auch annehmen“, resümiert BKK-Dachverbands-Chef Franz Knieps die Entwicklung. Die elf AOKen melden, dass ab August 2020 die meisten analogen Kurse digital angeboten wurden. Die AOKen wollen ihre Onlinekurse nun „verstärkt ausbauen“. Die Ergebnisqualität wollen sie dabei nicht aus den Augen verlieren.

Die Dachorganisation der Innungskrankenkassen schätzt aufgrund bereits ausgewerteter Daten, dass 2020 zwischen 60 und 90 Prozent der Präventionsausgaben der IKKen in digitale Formate geflossen sind. Insgesamt ist das Präventionsgeschehen im Corona-Jahr 2020 aber massiv zurückgegangen, auch wenn alle Kassenverbände angeben, die Daten dazu noch nicht vollständig ausgewertet zu haben.

Einen Eindruck, wie stark der Rückgang war, vermitteln Angaben des AOK-Bundesverbands. So melden die AOKen einen Rückgang der Kurse bei der Individualprävention auf den Feldern Bewegung, Sucht, Ernährung und Stress um zwei Drittel, konkret von 649.425 auf 432.633 Personen.

Vorsorge in Pflegeheimen

SARS-CoV-2 traf zuerst und mit tödlicher Wucht die Alten- und Pflegeheime. Alte Menschen in Heimen waren im Jahr 2020 über lange Zeit isoliert und weitgehend abgeschottet von ihren Präventionsangeboten.

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Hier wirkte Corona als Innovationstreiber. Die Ersatzkassen zum Beispiel haben in dieser Phase „neue Zugangswege zu pflegebedürftigen Menschen in Zeiten der Pandemie“ getestet. Nun sollen diese Ansätze in die Regelversorgung einfließen, berichtet der Ersatzkassenverband vdek „Aktuell werden unter Beteiligung der Zielgruppe digitale Maßnahmen und Angebote in den Handlungsfeldern Prävention von Gewalt, Ernährung und kognitive Ressourcenstärkung entwickelt, teilte der Verband mit.

Ergänzt haben die Ersatzkassen ihre Programme für die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie. So sollen mehr Präventionsangebote die Lebenskompetenz stärken helfen. Genannt werden ausdrücklich Bindungstrainings für Familien der Umgang mit Stress und Vereinsamung.

Fernwirkungen der Pandemie

Die Fernwirkungen der Pandemie spiegeln sich in den neu aufgelegten Präventionsangeboten wider. So hat die Barmer ein Programm zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit von Kita-Kindern aufgelegt (Papilio-U3). Die DAK-Gesundheit spricht mit einem digitalen Angebot zur Steigerung von Gesundheitspotenzialen gezielt Familien an.

Die IKKen verweisen darauf, dass sich mit zunehmender Digitalisierung die „psychosozialen Belastungen für die Menschen aller Altersstufen“ verändern. Diesen zu begegnen, bleibe eine wichtige Aufgabe. Weiteren Präventionsbedarf dürften laut IKK-Einschätzung auch die seit Beginn der Pandemie steigenden Inzidenzen von Erkrankungen haben, die mit einem ungesunden Lebensstil einhergehen. Festzustellen sei das etwa bei Adipositas und psychosomatischen Erkrankungen.

Finanzierung nicht ausgeschöpft

Die Ausgaben für Prävention blieben 2020 hinter dem Richtwert von 7,69 Euro je Versichertem zurück. Viele Unternehmen waren im Lockdown, Präsenzkurse der Betrieblichen Gesundheitsförderung – mit rund 240 Millionen Euro größter Posten der Präventionsrechnung im Jahr 2019 – fielen weg. Gleichwohl haben die AOKen hier im vergangenen Jahr gut 64 Millionen Euro ausgegeben, die anderen Kassen zusammen 95 Millionen Euro. Eine Vielzahl an Kursen sei „kurzfristig ins Homeoffice der Versicherten gestreamt“ worden, betont Franz Knieps von der BKK.

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Diese Entwicklungen hatten sich bereits frühzeitig abgezeichnet, sodass der Gesetzgeber mit dem zweiten Bevölkerungsschutzgesetz im Mai 2020 die Pflicht der Kassen aussetzte, den vorgegebenen Mindestausgabenwert für Prävention auch tatsächlich zu verbrauchen.

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