Optimistischer Ausblick

RKI-Chef: „Ende 2021 kontrollieren wir die Corona-Pandemie“

Das RKI meldet erneut hohe Corona-Infektionszahlen und einen neuen Höchststand bei den Todesfällen. Dennoch ist RKI-Chef Wieler zuversichtlich, dass sich die Pandemie bis Ende des Jahres in den Griff kriegen lässt – unter einer Prämisse.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Informierte am Donnerstag über die aktuelle Pandemielage: Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Professor Lothar H. Wieler.

Informierte am Donnerstag über die aktuelle Pandemielage: Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Professor Lothar H. Wieler.

© John Macdougall/AFP-Pool/dpa

Berlin. Trotz anhaltend hoher Corona-Inzidenzen und einem neuen Höchstwert an Todesfällen hat das Robert Koch-Institut (RKI) einen optimistischen Ausblick gewagt. „Am Ende dieses Jahres werden wir diese Pandemie kontrolliert haben“, sagte RKI-Chef Professor Lothar Wieler am Donnerstag.

Bis dahin würden ausreichend viele Impfdosen zur Verfügung stehen, „um die gesamte Bundesbevölkerung zu impfen“, so Wieler. Die entscheidende Voraussetzung sei freilich, dass sich genügend Menschen impfen ließen. Virologen zufolge müssen sich mindestens 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, damit Herdenimmunität eintritt.

Halten Sie eine Corona-Impfpflicht für sinnvoll?

Die Gesundheitsämter hatten dem RKI zuvor knapp 1250 neue Todesfälle gemeldet, die mit einer Corona-Infektion in Verbindung gebracht werden. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Tages lag bei über 25.100.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz betrug gut 151. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner wieder. Bund und Länder streben einen Wert von unter 50 an.

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Zahlen mit Unsicherheiten behaftet

Wieler räumte ein, dass die Zahlen zum Infektionsgeschehen weiter mit Unsicherheiten behaftet seien, da es über die Feiertage zu weniger Arztbesuchen und Testungen gekommen sei. Er gehe aber davon aus, dass sich die „ganzen Verzerrungen“ spätestens nächste Woche auflösten.

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Genau einschätzen lasse sich derzeit auch nicht, wie sich die als infektiöser geltenden Mutationen des Coronavirus in Deutschland verbreiteten, betonte Wieler. „Theoretisch“ sei es möglich, dass diese auch ein Grund für die hohen Fallzahlen seien. Es seien weitere Auswertungen von SARS-CoV-2-Proben nötig. Das sei auch Ziel der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Verordnung zur besseren Genomsequenzierung.

Die Bevölkerung rief der RKI-Präsident auf, Hygiene- und Abstandsregeln weiter strikt einzuhalten. Kontakte seien zu reduzieren, Reisen zu vermeiden. Arbeitgeber sollten dort, wo es gehe, Heimarbeit ermöglichen.

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Lockdown noch zu weich

Der Appell, die Maßnahmen weiter konsequent umzusetzen, sei nötig, da der seit 16. Dezember geltende Lockdown in der Bevölkerung offenbar nicht mit „der gleichen Verve“ umgesetzt werde wie der erste im Frühjahr 2020, sagte Wieler. Die Mobilität sei nach wie vor zu groß. Die aktuellen Maßnahmen bildeten seiner Ansicht nach auch keinen „vollständigen Lockdown“. Es gebe noch zu viele Ausnahmen.

Sorge bereitet dem RKI auch die Lage in den Krankenhäusern. Laut Wieler werden aktuell rund 5200 COVID-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt. Der steile Anstieg sei etwas abgeflacht. Dennoch seien in zehn Bundesländern die Intensivkapazitäten zu mehr als 85 Prozent ausgelastet. Hier drohten Engpässe.

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Zi: Zu starke Fokussierung auf Sieben-Tage-Inzidenz

Unterdessen wurde Kritik laut, die Dauer der Lockdown-Maßnahmen zu sehr vom Inzidenzwert und der Zahl der Neuinfektionen abhängig zu machen. Die Fokussierung auf die Sieben-Tage-Inzidenz „als einzige maßgebliche Kennzahl im Infektionsschutzgesetz und in den Infektionsschutzverordnungen der Länder ist zu hinterfragen“, sagte der Vorstandschef des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik Graf von Stillfried, am Donnerstag.

Da die Sieben-Tage-Inzidenz ausschließlich auf den gemeldeten Fällen beruhe, hänge sie stark von der jeweils verwendeten Teststrategie ab. „Aktuelle Werte lassen sich daher kaum mit Werten aus der ersten Welle vergleichen.“ Es sei daher dringend nötig, weitere zentrale Aspekte des Infektionsgeschehens in den Blick zu nehmen. Dazu zähle etwa die Auslastung der Intensivstationen oder die Inzidenz in Risikogruppen.

Ähnlich äußerte sich der Bonner Virologe Professor Hendrik Streeck. Der Grenzwert von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner werde von vielen als wissenschaftlicher Grenzwert wahrgenommen, „tatsächlich aber ist er ein von der Politik definierter Grenzwert“, sagte Streeck der „Rheinischen Post“ am Donnerstag. Der Wert vermittele inzwischen ein „völlig falsches Bild“, da die Teststrategie ständig geändert worden sei.

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