Die nächsten Azubis kommen über das Web

Vor allem Jugendliche verbringen immer mehr Zeit im Internet. Praxen, die Auszubildende oder junge Mitarbeiter suchen, können und sollten das nutzen.

Von Simone Janson Veröffentlicht:
In berufsorientierten sozialen Netzwerken enthalten Nutzerprofile meist ausführliche Informationen zu Ausbildung. © auremar / fotolia.com

In berufsorientierten sozialen Netzwerken enthalten Nutzerprofile meist ausführliche Informationen zu Ausbildung. © auremar / fotolia.com

© auremar / fotolia.com

Die Suche nach qualifiziertem Personal ist ein Problem, das Ärzte mit vielen Unternehmen teilen: Wo soll man Leute finden, die das notwendige Vorwissen mitbringen und auch noch menschlich in die eigene Praxis passen? Gerade bei jugendlichen Anwärtern auf einen Ausbildungsplatz ist es oft besonders schwer, einzuschätzen, ob sie geeignet sind. Dazu kommt heutzutage noch ein ganz anderes Problem: Auf traditionellem Weg, über Zeitungsanzeigen, sind junge Leute oft nicht mehr zu erreichen. Denn viele von ihnen kommunizieren und informieren sich ausschließlich über das Internet.

Viele Unternehmen schalten längst Anzeigen im Web 2.0

So zeigte eine Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest, dass bereits heute 90 Prozent aller Jugendlichen regelmäßig das Internet nutzen. Besonders beliebt ist dabei das sogenannte Web 2.0, das sind soziale Netzwerke wie SchülerVZ, StudiVZ oder Facebook. 72 Prozent sind hier regelmäßig aktiv. Warum das also nicht nutzen und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - die Auszubildenden in spe da abholen, wo Sie ihre Freizeit verbringen und sie dabei gleichzeitig besser kennenlernen?

Einige große Unternehmen tun das bereits. Im Internet werben sie gezielt mit eigenen Web 2.0-Angeboten, etwa den so genannten Facebook-Pages oder eigenen Karriereseiten um qualifizierte Bewerber. Aber natürlich bietet das Internet auch gute Möglichkeiten, selbst gezielt nach Kandidaten zu suchen.

In berufsorientierten sozialen Netzwerken enthalten die Nutzerprofile nämlich meist ausführliche Informationen zu Ausbildung, Werdegang, Erfahrungen, Interessen und ähnlichen kennzeichnenden Merkmalen der jeweiligen Person. Diese können mit Suchfunktionen schnell ausfindig gemacht werden. Etwas eingeschränkter sind die Möglichkeiten bei privaten Netzwerken wie Facebook oder SchülerVZ. Dennoch, eine effizientere Möglichkeit, schnell die fachliche Qualifikation verschiedener Bewerber miteinander zu vergleichen, gibt es kaum.

Aber das Internet bietet noch mehr. Wer weiß, wonach er sucht, hat auch in Foren oder Weblogs die Möglichkeit, Bewerber zu finden. Wie das geht, erklärt Jan Kirchner, Geschäftsführer der Hamburger Personalberatung Atenta, die sich unter anderem auf das Rekrutieren von medizinischem und technischem Personal spezialisiert hat: "Wenn wir zum Beispiel fachlich besonders versierte Bewerber suchen, durchforsten wir neben sozialen Netzwerken auch systematisch Einträge in Fachforen oder Blogartikel." Um bei der Suche im Web erfolgreich zu sein, ist es jedoch wichtig, gezielt vorzugehen, um sich nicht in den Weiten des Internets zu verlieren.

Am besten Schritt für Schritt, wie Kirchner verdeutlicht: "Die fachlichen Qualifikationen sind natürlich das erste, auf das wir schauen. Wenn uns Bewerber aber besonders interessieren, dann betrachten wir auch Sport, Hobbys, soziales Engagement und Diskussionsbeiträge in Gruppen oder Foren, um den Menschen besser einschätzen zu können."

Ärzte können mit eigenen Blogs für die Praxis werben

Statt einfach nur Bewerber zu suchen, können Ärzte aber auch selbst aktiv werden, etwa indem sie Diskussionsgruppen oder einen Blog zu einem medizinischen Fachthema starten und sich so als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Das mag anfangs etwas aufwendiger sein, ist jedoch für das eigene Image ein großer Gewinn. Und langfristig spart man auch Zeit, weil qualifizierte Bewerber von selbst auf einen zukommen.

Tipps für die Personalsuche in sozialen Netzwerken

  • Die Möglichkeiten zur Personalsuche im Internet sind vielfältig: Informieren Sie sich vorab, welches Netzwerk für Ihre Zielgruppe in Frage kommt. Fachforen und Businessnetzwerke sind eher für qualifiziertere Bewerber geeignet. Jüngere Leute finden Sie eher bei Facebook, SchülerVZ, StudiVZ oder "Wer kennt wen".
  • Orientieren Sie sich an der dort herrschenden Kommunikationskultur: Businessnetzwerke sind formeller als private Netzwerke. Denken Sie daran, dass die meisten Teilnehmer an einem offenen Austausch von Informationen interessiert sind.
  • Immer den eigenen Namen verwenden: Es mag unauffälliger wirken, wenn Sie anonym in Diskussionsgruppen Bewerber erst einmal kennenlernen wollen. Aber gerade wenn Sie auf Personalsuche sind, sollten Sie immer Ihren eigenen Namen verwenden - sonst kann es peinlich werden.
  • Pflegen Sie Ihre Kontakte: Networking heißt nicht, dass man gleich findet, was man sucht. Ein Netzwerk muss sich langfristig entwickeln. Oft genug wird man auf geeignete Bewerber nur durch Empfehlungen aus dem Netzwerk aufmerksam.
  • Planen Sie Zeit ein. Denken Sie nicht, Sie könnten loslegen und gleich den geeigneten Kandidaten finden. Aktivitäten in sozialen Netzwerken sind aufwendig. Wenn Sie selbst nicht die Zeit haben: Beauftragen Sie Fachleute.
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie Hausärzte Fortbildung jetzt „feiern“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie

Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht