Telematikinfrastruktur

Konnektortausch: KBV will mehr Informationen von der gematik

Die Antworten der gematik auf Fragen zum Austausch der Konnektoren in der Praxis reichen der KBV noch nicht. Sie will das Thema nochmals bei den Gesellschaftern aufrollen.

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Fingerhakeln um den Konnektor: Muss er jetzt ausgetauscht werden oder nicht?

Fingerhakeln um den Konnektor: Muss er jetzt ausgetauscht werden oder nicht?

© picture alliance/JOKER

Berlin. Der Austausch der Konnektoren in den Praxen wird in der kommenden Woche zum Thema auf der Gesellschafterversammlung der gematik. Das hat zumindest die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in einer Mitteilung angekündigt. „Wir erwarten von der gematik, dass sie Gespräche führt, um herauszufinden, unter welchen Bedingungen die Hersteller gegebenenfalls die gSMC-K austauschen können und was dies kosten würde“, wird KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel in der Mitteilung zitiert. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) müsse dann prüfen, ob die Vorschläge sicherheitstechnisch machbar sind. Auf diese Weise erhofft sich die KBV „eine ergebnisoffene Bewertung der Alternativen im Sinne der Solidargemeinschaft“, heißt es weiter. Die KBV verlangt daher eine „Neubewertung“.

Das Computer-Fachmagazin „c‘t“ hatte in mehreren Berichten ausgeführt, dass ein Austausch der Zertifikatsträger im Konnektor, der gSMC-K, grundsätzlich möglich sein könnte und dass dadurch pro nicht ausgetauschtem Konnektor, bei dem nur die gSMC-K ausgewechselt werde, etwa 1556 Euro gespart werden könne.

Die Zertifikate haben eine Laufzeit von fünf Jahren, was im Herbst dazu führen würde, dass die ersten Konnektoren ausfallen würden, wenn nicht die Zertifikate verlängert werden oder die Konnektoren ausgetauscht werden. Ende Februar hatte die Gesellschafterversammlung einstimmig den Austausch der Geräte beschlossen, was zu Kosten in Höhe von 300 Millionen Euro führen könnte. Auch wegen des dadurch entstehenden Berges von Elektroschrott – und wegen des Aufwands und der Kosten, die in den Praxen entstehen – hatte es in der Ärzteschaft erheblichen Unmut gegeben. Grundlage der Entscheidung war es gewesen, dass die Gesellschafter befürchteten, eine damals diskutierte alternative Verlängerung der Zertifikate durch ein Software-Update könne nicht ausreichen, weil nicht sicher sei, dass die TI 2.0 bis Ende 2024 bereit stünde. Die nächste Generation der TI kommt ohne Hardware-Konnektoren aus.

BSI: „Physischer Austausch einer Geräteidentität nicht vorgesehen“

Die Antworten der gematik auf die Fragen zum Konnektortausch haben die KBV nicht befriedigt: Nur zu sagen, „die aktuellen Aussagen aller Hersteller bestätigen, dass der Austausch einer alten gSMC-K gegen eine neue gSMC-K nicht möglich ist“, reiche nicht aus, wird Kriedel weiter zitiert. Es gehe schließlich um rund 300 Millionen Euro, die der Austausch koste.

Auf Anfrage der Ärzte Zeitung hat allerdings auch ein Sprecher des BSI bestätigt, dass eine Verlängerung des Gültigkeitszeitraums der auf der gSMC-K gespeicherten Schlüsselmaterialien durch das BSI mitgetragen wird. „Ein physischer Austausch einer Geräteidentität war jedoch zu keiner Zeit vorgesehen und entspricht auch nicht den Erwartungen des BSI an die Gerätesicherheit der einzusetzenden Konnektoren“, ergänzt der Sprecher weiter. Sprich: Einen Austausch der gSMC-K-Karten im Konnektor würde das BSI also offenbar nicht zulassen.

Hartmannbund: „Versagen von Bundesregierung und gematik“

Derweil ist dem Hartmannbund-Chef Dr. Klaus Reinhardt der Kragen geplatzt: Der Hartmannbund wirft dem Bundesgesundheitsministerium und der gematik „massives Versagen bei der Etablierung der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen“ vor. Die quälende aktuelle Diskussion um den (Nicht-)Austausch von Konnektoren sei – bei aller Bedeutung des Themas für die Betroffenen – „leider nur eine Fußnote auf einem inzwischen ganz und gar verbrannten Boden“.

„Die in den vergangenen Jahren erlebte Mischung aus Zwangsmaßnahmen, wenig überzeugender technischer Performance und finanzieller Unterdeckung in den Praxen ist eine Geschichte nachhaltigen Versagens“, so Reinhardt laut Mitteilung des Verbands. Es sei den Gesellschaftern der gematik – allen voran dem Mehrheitsgesellschafter Bund – „nicht gelungen, aus einem im Kern gemeinsamen Interesse ein gemeinsames Projekt zu machen“.

Reinhardt fordert daher von der Gesellschafterversammlung der gematik, in der nächsten Woche endlich Klarheit über die bisher abgelaufenen Prozesse und über den aktuellen Stand der Dinge zu schaffen. „Wenn wir Vertrauen bei den Kolleginnen und Kollegen an der Basis schaffen wollen, dann brauchen wir einen einvernehmlichen Beschluss auf Grundlage von unbestreitbaren Fakten“, so der Hartmannbund-Chef laut Mitteilung. Dazu gehöre auch, dass die Finanzierung eines Konnektortausches auf Basis des bestehenden Beschlusses des Schiedsamtes nicht machbar sei. Hier müsse sich der Bund als Mehrheitsgesellschafter noch bewegen. (ger)

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