Prävention im Handwerk, Rabatte für Praxen

In Ludwigshafen wird derzeit Pionierarbeit in Sachen Kooperation geleistet. Eine Ärzteorganisation arbeitet mit dem Handwerk zusammen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

In Ludwigshafen am Rhein haben die Gesundheitsorganisation Ludwigshafen (GO-LU) und das Dienstleistungszentrum Handwerk (DLZH) vor Kurzem einen Kooperationsvertrag geschlossen. Nach Angaben von GO-LU-Geschäftsführer Jürgen Pflaum ist dies ein deutschlandweit einzigartiges Projekt. Die rund 350 GO-LU-Ärzte können unter anderem arbeitsrechtliche Kurse und Seminare zur Unternehmensführung der Handwerksorganisation besuchen. Im Gegenzug sollen die Mediziner den rund 4500 Handwerksbetrieben unter anderem Präventionsleistungen anbieten.

Handwerk-Juristen beraten Ärzte im Arbeitsrecht

"Wir konkurrieren nicht mit Betriebsmedizinern." Jürgen Pflaum Geschäftsführer der Gesundheitsorganisation Ludwigshafen (GO-LU)

Wie DLZH-Hauptgeschäftsführer Rainer Lunk im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" betont, sieht er in der neuartigen Kooperation vor allem eine Win-Win-Situation: "Ärzte wie Handwerksbetriebe profitieren gleichermaßen von unserer Vereinbarung." So hätten GO-LU-Ärzte unter anderem die Möglichkeit, gegen eine geringe Gebühr, deren Höhe noch nicht feststehe, auf Rahmenverträge zurückzugreifen, die das DLZH mit Dritten ausgehandelt hat.

So winkten den Praxen Rabatte für Mobiltelefone, Büro- oder Praxismöbel. Zudem würden die Juristen des DLZH Ärzte vor Sozial- und Arbeitsgerichten in erster und zweiter Instanz vertreten können - ohne Anwaltshonorar.

Praxischefs könnten sich, wie Lunk betont, vor allem in arbeitsrechtlicher Hinsicht sicher sein, dass die Juristen des Handwerks immer auf dem neuesten Stand der Rechtsprechung seien. Dadurch könnten die Niedergelassenen viel Geld einsparen.

Die Gesundheitsorganisation verpflichtet sich, wie Geschäftsführer Pflaum hervorhebt, nur als Ansprechpartner und Dienstleister in Sachen Prävention in den Handwerksbetrieben zur Verfügung zu stehen. "Die Leistungen unserer Ärzte ersetzen nicht die im Arbeitssicherheitsgesetz vorgeschriebene betriebsärztliche Betreuung", beugt er potenziellen Einwänden von Seiten der organisierten Betriebsärzte vor.

Die betriebsärztliche Betreuung könne auch nur von Ärzten erbracht werden, die entweder den Facharzt für Betriebsmedizin oder eine entsprechende Zusatzbezeichnung vorweisen können. Das bestätigt Jochen Protzer, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte/Berufsverband Deutscher Arbeitsmediziner (VDBW), auf Nachfrage. Protzer weist Praxischefs und Handwerksbetriebe darauf hin, dass zum Beispiel im Falle eines tödlichen Unfalls eines Mitarbeiters ein Gesundheits-Check-up nicht als betriebliche Gesundheitsfürsorge gewertet werde und sich daraus für den Betriebsinhaber unabsehbare haftungsrechtliche Konsequenzen ergeben könnten.

Zusatzangebote stehen bei Betrieben im Vordergrund

"Beide Seiten profitieren von der Kooperation." Rainer Lunk Hauptgeschäftsführer des Dienstleistungszentrums Handwerk

Wie DLZH-Hauptgeschäftsführer Lunk versichert, geht es bei den vereinbarten Leistungen auch nur um zusätzliche Angebote, die die betriebliche Gesundheitsfürsorge ergänzten. Für letztere bestünden seitens des DLZH bereits Rahmenverträge mit betriebsmedizinischen Dienstleistungsorganisationen.

Konkret geht es dem Handwerk nach Angaben von Lunk darum, dass GO-LU-Ärzte in den einzelnen Betrieben Präventionsangebote wie die Grippeschutz-Impfung, das Hautkrebsscreening oder die Beratung über Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz anbieten können. GO-LU vermittle auf Anfrage des DLZH Ansprechpartner aus den Reihen der Mitglieder. Die Handwerksbetriebe hätten die freie Wahl, so Lunk. Die erbrachten Leistungen werden von den Ärzten auf GOÄ-Basis abgerechnet. Die Betriebe könnten eine Übernahme der Kosten bis hin zum vollen Preis in einer Art Prämiensystem integrieren, um so die Mitarbeiter zu mehr Leistung anzuspornen.

Das erste greifbare Ergebnis der frisch besiegelten Kooperation ist ein Anti-Stress-Seminar für Handwerksmeister. Lunk: "Viele von unseren Betriebsinhabern und Meistern haben eine Sieben-Tage-Woche und stehen ständig unter Strom. Eine ärztlich begleitete Burnout-Prophylaxe ist hier dingend geboten." Für die Zukunft plant Lunk unter Beteiligung der GO-LU-Ärzte Infoveranstaltungen zu Krankheiten wie Diabetes, Adipositas oder Bluthochdruck. Diese könnten im Haus des Handwerks in Ludwigshafen stattfinden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Brückenschlag zu neuen Partnern

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