Mit Erlotinib hoffen Ärzte auf Durchbruch bei Lungenkrebs

BERLIN (otc). Mit Imatinib hat die Geschichte der maßgeschneiderten Krebsmittel begonnen - mit Erlotinib geht sie weiter. Die eine Substanz wurde erfolgreich für Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie entwickelt, mit der anderen wurden inzwischen vielversprechende Ergebnisse beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) erzielt.

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Mit 27 Prozent aller Krebstodesfälle ist das Bronchialkarzinom in Deutschland die häufigste tödliche Krebserkrankung bei Männern und steht bei Frauen - noch - an dritter Stelle. Die Inzidenz bleibt bei Männern seit Jahren etwa gleich. Die Frauen holen hier kräftig auf, wie Professor Christian Manegold vom Klinikum Mannheim beim 46. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie in Berlin gesagt hat. Die mittlere Zuwachsrate pro Jahr beträgt derzeit 3,5 Prozent.

Beim NSCLC (Non-Small Cell Lung Cancer) - mit etwa 80 Prozent die häufigste Form bösartiger Lungentumoren - ist die therapeutische Situation schwierig. Bei mehr als der Hälfte der Patienten wird die Diagnose aufgrund der unspezifischen Beschwerden und der begrenzten frühdiagnostischen Möglichkeiten erst in einem bereits lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium diagnostiziert.

Zudem seien die Behandlungsangebote bisher eher suboptimal, so Manegold auf einem vom Unternehmen Hoffmann-La Roche veranstalteten Presseseminar. Der lebensverlängernde Effekt ist oft gering und die Lebensqualität aufgrund unerwünschter Wirkungen eingeschränkt.

Die Krebsforschung ist daher in den vergangenen Jahren zunehmend darauf aus, vor allem zielgerichtete Therapiestrategien zu entwickeln. Ein Ansatzpunkt hierbei ist der epidermale Wachstumsfaktorrezeptor EGFR (Epidermal Growth Factor Receptor), der von verschiedenen soliden Tumoren wie NSCLC übermäßig synthetisiert wird. Über eine komplexe Signalkaskade wird dadurch die Angiogenese verstärkt und die Proliferation vermehrt, zudem wird die Metastasierung aktiviert und der programmierte Zelltod gehemmt. Am Ende steht die Tumorprogression.

Ein entscheidender Durchbruch für Patienten mit NSCLC könnte daher die Entwicklung des oralen Tyrosinkinase-Hemmers Erlotinib (Tarceva®) sein, der in diese Signalkaskade eingreift. Erlotinib ist ein kleines Molekül, das hochselektiv, kompetitiv und reversibel die Adenosintriphosphat (ATP)-Bindungsstelle der intrazellulären Tyrosinkinase des EGF-Rezeptors besetzt. So werden die Phosphorylierung, also die Übertragung von Phosphatgruppen, gehemmt und die Signalübertragung unterbrochen.

Die Wirksamkeit von Erlotinib konnte in einer internationalen, prospektiven, randomisierten und Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie (BR.21) belegt werden, wie Manegold berichtete. Die 731 Patienten mit NSCLC im Stadium IIIb oder IV hatten zuvor bereits ein bis zwei Chemotherapien bekommen. Die Patienten erhielten 150 mg Erlotinib pro Tag oder Placebo.

Unter Therapie mit dem Tyrosinkinase-Hemmer betrug die mediane Überlebenszeit 6,7 Monate im Vergleich zu 4,7 Monaten mit Placebo. Dies entspricht einer Verbesserung von 43 Prozent. Nach einem Jahr lebten unter Erlotinib noch 31 Prozent und in der Placebo-Gruppe 21 Prozent der Patienten. Häufigste unerwünschte Wirkung war ein Hautausschlag (Rash), der sich meist spontan oder nach einer Therapiepause zurückbildete.

Erlotinib wurde im November 2004 von der US-Gesundheitsbehörde FDA zur Second- und Third-Line-Therapie von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC in den USA zugelassen. In dieser Woche ist das Medikament auch in Europa, und zwar in der Schweiz, zugelassen worden.

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