PTBS

Traumatischer Stress führt zu DNA-Schäden

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) beeinflusst das Immunsystem und die Zellalterung.

Veröffentlicht:

KREFELD. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist keine isolierte innerpsychische Reaktion auf besonders belastende Erlebnisse, sondern eng mit anderen körperlichen Funktionen verwoben.

Darauf weisen der Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) und der Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP) hin.

"Es braucht bei der Behandlung der PTBS medizinisch-somatische Strategien und psychotherapeutische Ansätze gleichermaßen", wird der Vorsitzende des BVDN, Dr. Frank Bergmann, zitiert.

Er betont, Nervenärzte beziehungsweise Psychiater und Neurologen seien in vielerlei Hinsicht mit der PTBS befasst. Sie sei abzugrenzen von Anpassungsstörungen, von der posttraumatischen Belastungsreaktion, von anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angst- oder Panikstörungen und von psychosomatischen Krankheitsbildern. "Besonders wichtig ist außerdem eine sorgfältige Medikamentenanamnese", so Bergmann.

Das Lebenszeitrisiko für eine PTBS liegt bei Frauen bei zehn bis zwölf Prozent, bei Männern bei rund fünf bis sechs Prozent. "Eine PTBS kann jeden treffen, sie hat nichts mit Schwäche zu tun", berichtet Dr. Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des BVDP, in der Mitteilung.

Sie betonte aber, dass nicht jedes Trauma zwingend eine Belastungsstörung auslöse, vielmehr müssten dafür mehrere verschiedene Faktoren zusammenkommen.

Stress macht krank

Außer der Zahl erlebter traumatischer Ereignisse und ihrer Stärke sind auch genetische Faktoren bei der Entstehung einer PTBS von Bedeutung. Traumatischer Stress erhöht das Risiko für verschiedene Krankheiten.

Darauf weist Professor Iris-Tatjana Kolassa von der Uni Ulm in der Mitteilung hin.

"Das Risiko für ischämische Herzerkrankungen, Krebs, Schlaganfall und Diabetes steigt bekanntermaßen, die Frage ist aber, warum dies so ist."

Traumaforscher konnten in den vergangenen fünf Jahren langfristige Auswirkungen traumatischer Belastungen bis hinab auf die Einzelzellebene nachweisen. Sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach mitverantwortlich für das erhöhte Krankheitsrisiko nach traumatischem Stress. Beispiele dafür sindlaut Kolassa:

› Das Infektionsrisiko steigt durch eine Abnahme der T-Zellen des Immunsystems.

› Auch die so genannten regulatorischen T-Zellen nehmen ab, was das Risiko für Autoimmunerkrankungen erhöht.

› Bei verschiedenen Immunzellen sind verkürzte Telomere nachweisbar, was die Zellen vorzeitig altern lässt.

› Nachweisbar sind außerdem vermehrte DNA-Schädigungen.

"Es existiert ein Dosis-Wirkungs-Effekt: je mehr traumatischer Stress eine Person erlebt hat, desto stärker sind die Effekte in den jeweiligen biologischen Systemen", so Kolassa. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: a) Verlauf einer Gruppe unbehandelter Personen, b) 5-Jahres-Daten der SUNFISH-Studie Teil1, c) Teil2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Therapie der 5q-assoziierten SMA

Risdiplam-Filmtabletten: flexiblere Anwendung im Alltag

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie