Fettleber

Arzneien gesucht!

Weltweit bemühen sich Forscher um Arzneien für Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung. Aus gutem Grund: Sie ist die häufigste Ursache erhöhter Leberwerte.

Dr. Marlinde LehmannVon Dr. Marlinde Lehmann Veröffentlicht:
Arzneien gesucht!

© Schlierner / Fotolia

BERLIN. In Deutschland gibt es derzeit rund zehn Millionen Menschen mit NAFLD, hat kürzlich Professor Christian Trautwein von der Klinik für Gastroenterologie der RWTH Aachen berichtet. Davon hätten 2 bis 3 Millionen eine Fettleberhepatitis (NASH), so Trautwein bei der Vorstellung des "Weißbuch Gastroenterologische Erkrankungen 2017" in Berlin.

Neue, derzeit erforschte Therapeutika adressieren zum einen die Fibrosebildung, zum anderen die hepatische Entzündung. Außerdem dürften Medikamente, die Gallensäuren blockieren oder die Insulinresistenz verringern, wichtige Pfeiler des therapeutischen NAFLD-Kanons werden. Sehr wahrscheinlich werde die pharmakologische NAFLD-Therapie aus Medikamentenkombinationen bestehen, um mehrere Pathomechanismen parallel zu hemmen, so der Experte. Das wird es auch nicht kostengünstiger machen.

Mehrere Ansätze für die Therapie

Neue Forschungsergebnisse zur Therapie bei NAFLD und NASH hat Trautwein kürzlich beim Gastro Update 2017 vorgestellt. Beispiele sind:

- Als Durchbruch in puncto Pharmakotherapie bei NASH ohne Zirrhose erinnerte Trautwein an die Studie FLINT zum Effekt von Obeticholsäure (OCA): Mit OCA besserte sich innerhalb von 72 Wochen bei 45 Prozent der Patienten die Leberhistologie um mindestens zwei Punkte im Score NAS (NAFLD Activity Score), mit Placebo nur bei 21 Prozent (Lancet 2015; 385: 956-965).

OCA aktiviert den Farnesoid-X-Rezeptor. Als Folge wird die Gallensäuren-Synthese vermindert und die –Sekretion gesteigert. Um Langzeiteffekte und Sicherheitsprofil von OCA bei NASH geht es weiterführend in der REGENERATE-Studie.

- In der Studie LEAN erhielten Patienten mit histologisch gesicherter NASH Liraglutid oder Placebo (Lancet 2016; 387: 679-690). Nach 48-wöchiger Therapie hatte sich mit Liraglutid der histologische Befund bei 39 Prozent der so behandelten Patienten verbessert, mit Placebo bei 9 Prozent.

- Bei NASH-Fibrose kann eine Behandlung mit dem CCR2/CCR5 Chemokin-Antagonisten Cenicriviroc zu einem Rückgang der Fibrose führen (Hepatology 2016; 64 (suppl): 1119A). Cenicriviroc hat antientzündliche und antifibrotische Effekte.

- Der PPAR (peroxisome proliferator-activated receptor-a and peroxisome proliferator-activates receptor-d)-Agonist Elafibranor bessert bei histologisch gesicherter NASH ohne Zirrhose den histologischen Befund, ohne dass sich die Fibrosierung verschlechterte. Nach einjähriger Anwendung beseht eine Korrelation zwischen der Verbesserung der Fibrose und histologischen Merkmalen einer NASH (Hepatology 2016; 64 (suppl):1140 A).

Bei noch fehlenden etablierten Arzneien gegen NAFLD und NASH bleibt als wichtigste Maßnahme nach wie vor, auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Oft bedeutet dies, das Körpergewicht zu reduzieren.

"Es wird immer wieder diskutiert, ob regelmäßige sportliche Aktivität auch ohne Einhaltung einer Diät zum Rückgang einer Fettleber führen kann", schreibt Trautwein in seinem Manuskript. Diesbezüglich sei nun eine Studie veröffentlicht worden, in der NASH-Patienten sich einem zwölfwöchigen, sportlichen Training (dreimal pro Woche Fahrradfahren und Krafttraining) unterzogen oder keine Intervention erhielten (Clin Gastroenterol Hepatol 2017; 15:96– 102 ). Nach zwölf Wochen waren bei sportlich Aktiven signifikante Besserungen bei hepatischem Triglyzeridgehalt, Viszeralfett, Plasma-Triglyzeriden und gammaGT im Vergleich zum jeweiligen Ausgangswert zu verzeichnen. Auf den Fibrosegrad hatte Sport dagegen keinen Effekt.

Sport plus Diät: Gute Kombi

"Mit dieser Studie konnte erneut gezeigt werden, dass sportliche Aktivität alleine einige Merkmale der NASH verbessern kann, die Regression der Fibrose ist jedoch nur in Kombination mit einer kalorienreduzierten Diät möglich", schreibt Trautwein.

Besonders bei co-morbiden Patienten mit einer Fettleber, die auf Lebensstil-Maßnahmen nicht reagieren oder diese nicht suffizient durchführen können, sollte die bariatrische Chirurgie als Option in Betracht gezogen werden, "da der Effekt auf die NASH eindrücklich ist". Allerdings müsse berücksichtigt werden, so Trautwein, dass die Co-Morbiditäten auch das Mortalitätsrisiko erhöhen.

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