Bei aggressiver Insulintherapie ist die Prognose eher ungünstig

MANNHEIM (wst). Typ-2-Diabetiker haben bekanntlich ein hohes KHK-Risiko, und die meisten von ihnen sterben denn auch den kardiovaskulären Tod. Aktuelle Studiendaten legen nun nahe, dass eine aggressive medikamentöse Blutzuckersenkung um jeden Preis den Patienten womöglich eher schadet als nützt.

Veröffentlicht:

Diese auf den ersten Blick provokante Perspektive hat der Diabetologe Professor Hans Uwe Janka aus Bremen beim Kardiologen-Kongress in Mannheim vertreten. Janka zitierte die vor kurzem publizierten Ergebnisse aus dem "Euro Heart Survey on Diabetes and the Heart", wonach Typ 2-Diabetiker mit KHK und einer Insulintherapie eine deutlich schlechtere Prognose haben als Patienten, die eine Therapie mit oralen Antidiabetika erhalten.

Dies deckt sich mit Daten einer 2006 veröffentlichten Untersuchung, in der ebenfalls bei insulinbehandelten Diabetikern sowohl die Sterberate als auch die kardiovaskuläre Letalität deutlich höher lag als bei den mit oralen Antidiabetika Behandelten.

Dieses scheinbar ungünstige Ergebnis für die Insulintherapie lässt sich teilweise damit erklären, dass insulinbehandelte Typ-2-Diabetker mehrheitlich in einem fortgeschritteneren Diabetes-Stadium sind als mit oralen Blutzuckersenkern behandelte, räumte Janka ein.

Aber er hält es für durchaus plausibel, dass vor allem ein unkritischer Einsatz des anabolen Hormons Insulin eine KHK voran treibt. Und er ist gespannt, welche möglichen Zusammenhänge Analysen der jüngst abgebrochenen ACCORD-Studie ans Licht bringen werden. In der Studie war eine sehr aggressive HbA1c-Senkung mit einer Zunahme der Sterberate verbunden.

Zumindest dann, wenn es infolge einer Insulintherapie bei normalgewichtigen oder ohnehin schon übergewichtigen Menschen zu einem Gewichtsanstieg kommt, besteht aber schon jetzt begründeter Verdacht, dass man damit den Patienten womöglich mehr schadet als nützt, so Janka. Die prognostisch günstigsten Studienresultate unter allen Antidiabetika gebe es jedenfalls gegenwärtig mit Metformin. Und bevor man voreilig auf hohe Insulindosen setzt, sollte man sich bei seinen Typ-2-Diabetikern wirklich bemühen, nachweislich sehr effektive Lebensstiländerungen mit gesünderem Essen, mehr Bewegung und Gewichtsabbau zu erreichen, so Janka.

Mehr zum Thema

Springer Verlag

Ratgeber für Menschen mit Polyneuropathie

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

20-Jahres-Vergleich

Auch Kinder mit Typ-1-Diabetes kommen früher in die Pubertät

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert