Hybridbildgebung ist auf dem Vormarsch

Hybridbildgebung - etwa PET / CT - vereint die Vorteile sich ergänzender Methoden im gleichen Untersuchungsgang. PET / CT ist auch Thema beim Internistenkongress.

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WIESBADEN (eb). Durch Hybridbildgebung steigt die Qualität, daher sind solche Verfahren bei vielen Fragestellungen Goldstandard. PET/CT zum Beispiel, die Kombination aus Positronenemissionstomografie (PET) und CT, wird in der Diagnostik bei Tumorpatienten immer wichtiger. Dennoch hinkt die Entwicklung in Deutschland dem internationalen Trend hinterher, sagen Nuklearmediziner. Durch PET mit dem Positronenstrahler FDG (Fluor-18-markierte Glukose) lässt sich der gesteigerte Zuckerstoffwechsel in Tumorzellen darstellen. Die Kombination mit einer Ganzkörper-CT ermöglicht zudem eine exakte morphologische Zuordnung.

Die erste Bildgebung durch Positronenzerfall gelang in den 50er Jahren, berichtet Dr. Christian Landvogt, Nuklearmediziner an der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden. Die ersten klinischen Anwendungen gelangen in den 70er Jahren. 1978 wurde zum ersten Mal Glukose mit einem Positronenstrahler markiert. 2001 wurde das erste Hybrid-Gerät aus PET und CT in Deutschland installiert. Auch kleinste Tumoren werden durch PET/CT sichtbar. Zudem lässt sich in jedem verdächtigen Herd ein Zahlenwert für die Stoffwechselaktivität messen. Die so genannten SUV-Werte (standardized uptake value) helfen dabei, die Krankheit im Verlauf zu beurteilen und entzündliche von malignen Prozessen zu unterscheiden.

Eine Analyse von Daten aus 41 000 PET/CT-Untersuchungen in 1300 US-amerikanischen Kliniken hat belegt: Bekommen Tumor-Patienten zum Staging oder Re-Staging nach Therapie anstelle einer CT eine PET/CT, so ändert sich durch die gewonnenen Zusatzinformationen bei etwa jedem dritten Patienten die Therapieplanung. Das gelte bei fast allen untersuchten Tumorarten, so Landvogt weiter. Unnötige Operationen, etwa bei Patienten mit Fernmetastasen, die durch die CT allein nicht entdeckt werden, lassen sich so vermeiden.

Eine PET/CT-Untersuchung kostet etwa 1300 Euro. Paradoxerweise lassen sich damit die Gesamtkosten senken, etwa wenn sich eine geplante Op oder Chemotherapie durch eine PET/CT als unnötig erweist. "Die Genauigkeit der PET/CT untermauert dieses Argument", sagt Landvogt. Sowohl in den USA als auch im europäischen Ausland habe man diese Vorteile bereits erkannt. "Deutschland ist bezüglich der PET/CT momentan leider noch Entwicklungsland", so Landvogt.

Denn zu den Regelleistungen der GKV gehört bislang lediglich die PET/CT zur Diagnostik bei unklaren Lungenrundherden und zum Staging bei Bronchial-Ca. Dafür hatte der gemeinsame Bundesausschuss (GBA) bereits 2005 grünes Licht gegeben. Britische Kollegen etwa haben in einer Studie 161 Patienten mit Verdacht auf ein Lungenkarzinom, mit konventioneller CT und PET/CT un-tersucht. Ergebnis: In der PET/CT waren bei 25 Patienten (16 Prozent) Metastasen sichtbar, die mit CT allein nicht identifizierbar waren. Beim Lymphknotenbefall lag die PET/CT bei 78 Prozent der Patienten richtig, die alleinige CT nur bei 65 Prozent.

Bei anderen Tumorarten werden die Kosten nur nach vorheriger Einzelfallprüfung übernommen. Zum Staging bei Lymphomen etwa stehe die Aufnahme in den GKV-Regelleistungskatalog noch aus, obwohl die Überlegenheit der Methode bekannt sei. Schon 2004 konnten Nuklearmediziner der Uniklinik Essen in einer Studie mit 27 Patienten in der Lymphom-Erstdiagostik eine Sensitivität von 93 Prozent für die PET/CT belegen. Bei alleiniger CT-Diagnostik lag die Sensitivität bei 78 Prozent, mit PET allein bei 86 Prozent. Die Spezifität betrug für die PET/CT 96, für CT alleine 61 und für PET alleine 78 Prozent - ein signifikanter Unterschied (Eur J Nucl Med Mol Imaging 31, 2004, 325).

Dänische Kollegen haben zudem den Nutzen der PET/CT zur Bewertung des Ansprechens auf eine Chemotherapie bei Lymphom-Patienten untersucht. Ergebnis: Eine Kontrolle per PET/CT nach zwei Therapiezyklen hilft dabei zu unterscheiden, welchen Patienten weitere Zyklen erspart werden können und bei welchen Patienten die Behandlung intensiviert werden muss.

Den Nutzen zur Kontrolle des Therapieansprechens bei Lymphom-Patienten hatte das IQWiG schon Ende 2008 in einem Vorbericht als vielversprechend bewertet. Der Nutzen beim Staging wurde als nicht geklärt eingestuft. "Ein Beschluss über die Aufnahme in den Regelleistungskatalog bei Lymphom-Patienten wird vom GBA seit Monaten angekündigt, steht aber bis heute aus", sagt Landvogt.

Veranstaltungstipp 116. DGIM-Kongress Wiesbaden
  • Samstag, 10. April, BDI-Symposium, 13.15 bis 14.45 Uhr, Saal 6/2: "Bildunterstützende Diagnostik vor, während und nach onkologischer Behandlung"
  • Samstag 10. April, 15:15 bis 16:45 Uhr, Saal 11 B: im Rahmen der Veranstaltung "neuroendokrine Tumoren des Gastrointestinaltrakts"
  • Dienstag, 13. April, Mittagsvorlesung, 12.00 bis 12.30 Uhr, Halle 1: "Der gläserne Mensch - Erfolge und Grenzen der Bildgebung"
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