IQWiG legt Bericht zur Therapie bei Leukämie nach Kritik auf Eis

KÖLN (ple/fst). Erstmals hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Konsequenzen gezogen aus massiven Protesten gegen die Methodik bei der Nutzenbewertung: Ein Vorbericht für die Nutzenbewertung der Stammzelltherapie bei Leukämie soll nun überarbeitet werden.

Veröffentlicht:

Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) hatten im Juli massiv gegen den Vorbericht des IQWiG protestiert (wir berichteten).

Das Institut war darin ursprünglich zu dem Schluß gekommen, daß bei Patienten mit Leukämie "kein Beleg eines Nutzens allogener Stammzelltransplantation mit nicht verwandtem Spender verglichen mit konventioneller Chemotherapie" vorliegt. Deshalb sei die konventionelle Chemotherapie der Transplantation vorzuziehen.

Mehrere Fachgesellschaften, darunter die (DGHO) und die Deutsche Krebshilfe, warfen dem Institut vor, zu ignorieren, daß bis zu 40 Prozent der Leukämie-Patienten einer bestimmten Gruppe durch die Transplantation von hämatologischen Stammzellen geheilt werden könnten. "Das Institut nimmt Patienten bei einem Versagen der Standardtherapie oder einem Rückfall die einzige Behandlungsmöglichkeit", erklärte die DGHO Anfang August.

Nach einer Anhörung am Dienstag von etwa 40 Experten zum umstrittenen Vorbericht hätten Fachgesellschaften "zusätzliche bislang unpublizierte Daten angekündigt", sagte IQWiG-Sprecherin Anna-Sabine Ernst der "Ärzte Zeitung". Seien die Daten "valide", dann werde der Vorbericht "erneut begutachtet". Ein Versäumnis des Instituts könne sie nicht erkennen, so Ernst.

DGHO-Präsident Professor Gerhard Ehninger dagegen sagte, "daß wir es nicht akzeptieren, wenn sich das IQWiG allein auf methodische Fragen zurückzieht". Die Kritik des Instituts an den vielen nicht in die Bewertung eingeflossenen Studien sei "willkürlich" gewesen und "entspricht nicht dem Stand des medizinischen Wissens", so Ehninger. Auch der Verband Forschender Arzneimittelhersteller fordert Konsequenzen: Die Nutzenbewertung dürfe nicht "durch den Ausschluß von Studien nach selbst und zufällig gewählten Kriterien erfolgen".

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie