Übergewicht

Jo-Jo-Effekt bei KHK-Patienten riskant

Gewichtsschwankungen sind vermutlich schädlich fürs Herz: In einer großen Studie waren sie bei KHK-Patienten mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Tod verbunden.

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Gewichtsfluktuationen sind bereits mehrfach mit einer erhöhten koronaren Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht worden.

Gewichtsfluktuationen sind bereits mehrfach mit einer erhöhten koronaren Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht worden.

© Zoonar RF / Thinkstock

NEW YORK. Wenn übergewichtige Patienten die Empfehlung zum Abnehmen befolgen, bringt dies nicht immer den gewünschten gesundheitlichen Nutzen. In vielen Fällen folgen auf sinkende nach kurzer Zeit wieder steigende Kilozahlen, die dann weitere Abnehmversuche nach sich ziehen. Gewichtsfluktuationen sind bereits bei kardiovaskulär nicht vorbelasteten Menschen zudem mit einer erhöhten koronaren Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht worden. Einer jetzt veröffentlichten Post-hoc-Analyse der TNT-Studie zufolge trifft dies auch auf KHK-Patienten zu (N Engl J Med 2017; 376: 1332–1340). Je stärker das Gewicht im Lauf der Studie schwankte, desto häufiger waren Todesfälle und kardiovaskuläre Komplikationen – unabhängig von der Anwesenheit etablierter Risikofaktoren.

In der TNT-Studie war ursprünglich der Effekt einer aggressiven LDL-Senkung auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität von KHK-Patienten untersucht worden. In die nachträgliche Analyse zum Einfluss von Gewichtsveränderungen konnten 9500 der 10.000 Studienteilnehmer einbezogen werden, sie waren während der 4,7 Jahre dauernden Studie bei mindestens zwei – median bei zwölf – Arztkontakten gewogen worden.

Das Ergebnis: Jede Zunahme der Gewichtsvariabilität um eine Standardabweichung, das entsprach 1,5–1,9 kg, erhöhte das Risiko für koronare und kardiovaskuläre Ereignisse um jeweils 4 Prozent und das für den Tod um 9 Prozent. Diese Steigerungen waren signifikant. Schlaganfälle und Herzinfarkte für sich genommen waren numerisch, aber nicht signifikant häufiger. Bei allen Risikoberechnungen waren etablierte Risikofaktoren inklusive Lipidspiegel, Ausgangsgewicht und mittlere Gewichtsveränderung von Anfang bis Ende der Studie berücksichtigt worden.

Alle untersuchten Endpunkte traten signifikant häufiger auf, wenn Patienten aus dem Quintil mit den stärksten Gewichtsschwankungen von durchschnittlich 3,9 kg mit Patienten aus dem Quintil mit der geringsten Variabilität von 0,9 kg verglichen wurden: Bei koronaren bzw. kardiovaskulären Komplikationen ergab sich eine relative Risikosteigerung um 64 bzw. 85 Prozent, bei der Mortalität um 124 Prozent, bei Herzinfarkten um 117 Prozent und bei Schlaganfällen um 136 Prozent. Wurden die Patienten gemäß ihrem Ausgangsgewicht unterteilt, bestand nur bei den übergewichtigen und adipösen ein signifikanter Zusammenhang zwischen Gewichtsfluktuationen und kardiovaskulären Ereignissen.

Durch die Analyse kann natürlich nur eine Assoziation, aber keine Kausalität festgestellt werden. Es ist also auch denkbar, dass die Gewichtsschwankungen nur einen Marker für bestehende (andere) Erkrankungen darstellen. Eine schwere Herzinsuffizienz als Ursache der Gewichtsveränderungen kann allerdings aufgrund der Selektionskriterien ausgeschlossen werden. Eine weitere Schwäche der Studie besteht darin, dass angestrebte nicht von unabsichtlichen Gewichtsveränderungen unterschieden werden konnten. (bs)

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