Forschung:

Krebs und Nephritis verknüpft

Antikörper gegen ein spezielles Eiweißmolekül in Tumoren können eine membranöse Glomerulonephritis auslösen.

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HAMBURG. Ein Eiweißmolekül, das in manchen Tumoren verstärkt gebildet wird, ist offensichtlich in die Entstehung der membranösen Glomerulonephritis bei diesen Patienten involviert. Forscher des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hätten diesen Zusammenhang jetzt entschlüsselt, teilt das UKE mit.

Seit mehr als 50 Jahren sei bekannt, dass es bei krebskranken Patienten - vor allem bei solchen mit Prostata-, Lungen- und Darmkrebs - zu Nierenerkrankungen kommt, erinnert das UKE.

Nachwuchsforscher vom UKE hätten jetzt bei einer Patientin mit einem Gallenblasenkarzinom nachgewiesen, dass in dem Tumor ein spezielles Eiweißmolekül (Thrombospondin Type 1 Domain Containing 7A) vermehrt gebildet wurde (NEJM 2016; 374(20): 1995- 1996). Die Patientin habe Autoantikörper gegen dieses Eiweißmolekül entwickelt, was in einer membranösen Glomerulonephritis, resultierte.

Das Eiweißmolekül selbst hätten die Forscher bereits vor zwei Jahren als Ursache für die Entstehung der entzündlichen Nierenerkrankung, die ja chronisch verlaufen und zum Nierenversagen führen kann, charakterisiert, heißt es in der Mitteilung.

In weiteren Experimenten haben die Forscher gezeigt, dass Antikörper gegen das Eiweißmolekül diese Nierenerkrankung bei Tumorpatienten auslösen kann (JCI 2016, online 23. Mai).

"Aus unseren Beobachtungen ergibt sich im Umkehrschluss für Patienten, die vermehrt Eiweiß im Urin ausscheiden, dass sie auf das Vorliegen dieser Autoantikörper untersucht werden sollten. Im Falle eines positiven Antikörpernachweises sollte eine intensive Abklärung erfolgen, ob eine bisher nicht erkannte Krebserkrankung vorliegt, die dann unter Umständen früher erkannt und besser therapiert werden kann", wird Professor Rolf A.K. Stahl zitiert, der Direktor der III. Medizinischen Klinik am UKE. (eb)

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