Echte Milchallergie

Kuhmilchallergie – Prävention über das Viehfutter?

Die allergische Reaktion im Zusammenhang mit einer Kuhmilchallergie kann durch das Zusammenspiel zweier Milchbestandteile verhindert werden.

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WIEN. Eine echte Milchallergie kommt ja bei drei bis fünf Prozent der Kinder in Europa, seltener bei Erwachsenen vor. Im Gegensatz zur mit der Erkrankung oft verwechselten Laktoseintoleranz, bei der durch das fehlende Enzym Laktase lediglich Milchzucker schlecht verdaut wird, reagiert in diesem Fall das Immunsystem mit einem Abwehrmechanismus gegen Milchproteine, erinnert die Veterinärmedizinische Universität Wien. Es kommt zur Bildung von Antikörpern gegen die Milcheiweiße und damit zu einer potenziell gefährlichen allergischen Reaktion, heißt es in der Mitteilung.

Dass das die Bestandteile der Kuhmilch selbst unterbinden können, hat jetzt eine Studie des interuniversitären Messerli Forschungsinstituts der Vetmeduni Wien, der Medizinischen Universität Wien und der Uni Wien ergeben (Sci Rep 2018; 8: 1598).

Erkranken Kleinkinder an einer Allergie gegen Kuhmilch, so bilden sich Th2-Lymphozyten, die Antikörper produzieren, die als körpereigene Abwehr gegen Milchproteine gerichtet sind. Eines der wichtigsten Milchallergene ist das Eiweiß Bos d 5 oder beta-Laktoglobulin. Dieses gehört zur Proteinfamilie der Lipokaline.

"Diese spezielle Eiweißfamilie besitzt molekulare Taschen, die kleine Moleküle, wie beispielsweise die Retinsäure – ein Stoffwechselprodukt von Vitamin A –, aufnehmen können", wird Erstautorin Dr. Karin Hufnagl in der Mitteilung zitiert. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass das ‚leere‘ Milchprotein die Aktivierung von Th2-Lymphozyten unterstützt und damit eine allergische Reaktionskette in Gang setzt", so Hufnagl. Steckt es sich jedoch die Retinsäure sozusagen in die Tasche, dann reagieren die Immunzellen moderat, ohne allergische Immunreaktion.

Damit sich das leere Milchprotein die Retinsäure in die molekulare Taschen stecken kann, muss allerdings die ausreichende Versorgung der Kühe mit Vitamin A, etwa durch viel Grünfutter, gewährleistet sein. "Eine adäquate Beladung des Milchproteins könnte verhindern, dass sich Kleinkinder oder Erwachsene sensibilisieren und eine Milchallergie ausprägen", resümiert Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim.

Fraglich ist, ob der in der Studie gezeigte positive Effekt von Vitamin A auch durch Nahrungsmittelzusätze erwirkt werden kann. "Die künstliche Ergänzung der Nahrung mit Vitaminen erzielt womöglich nicht die gleiche Wirkung wie natürliche Wirkstoffe und hat wahrscheinlich eine inadäquate Beladung des Milch-Allergens zur Folge. Es gilt daher Vitamin A schon bei der Haltung oder Fütterung den Tieren in einem entsprechenden Ausmaß zuzuführen. Das kann etwa durch vermehrte Gabe von Grünfutter erreicht werden. Entsprechende Folgestudien müssen allerdings noch durchgeführt werden", so Hufnagl. (eb)

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