Prostatakrebs-Screening

Niedriger PSA-Wert? Dann reicht ein Check alle zehn Jahre

Männer mit PSA-Werten unter 1 ng/ml können sich eine regelmäßige Überprüfung der Serumwerte sparen: Die Wahrscheinlichkeit, in den folgenden zehn Jahren an einem Prostatatumor zu erkranken, ist äußerst gering, wie eine US-Studie zeigt.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Solange der PSA-Wert niedrig ist, besteht auch ein geringeres Risiko, in den folgenden Jahren an Prostatakrebs zu erkranken.

Solange der PSA-Wert niedrig ist, besteht auch ein geringeres Risiko, in den folgenden Jahren an Prostatakrebs zu erkranken.

© Mathias Ernert, Labor Limbach Heidelberg

SAN ANTONIO. Das Screening auf Prostatatumoren mittels PSA-Test ist bekanntlich sehr umstritten: Einer besseren und früheren Tumorerkennung stehen eine hohe Rate falsch positiver Resultate mit nachfolgenden unnötigen Biopsien sowie eine hohe Rate an niedrig malignen Tumoren gegenüber.

Letztere verleiten zu einer Übertherapie bei Tumoren, die ohne PSA-Test nicht auffällig geworden wären.

Einen Ausweg aus dem Dilemma könnte eine bessere Risikostratifizierung bieten: Ein jährlicher oder zweijährlicher PSA-Test wäre danach nur bei Männern mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko nötig, die übrigen könnten in wesentlich größeren Intervallen zur Serumabgabe schreiten - dies würde zum einen Ressourcen schonen, zum anderen unnötige Biopsien und Krebstherapien vermeiden.

US-Studie mit 3000 Teilnehmern

Für eine solche Stratifizierung eignet sich der PSA-Wert selbst: Solange er niedrig ist, besteht auch ein geringes Risiko, in den folgenden Jahren an Prostatakrebs zu erkranken.

Forscher um Jonathan Gelfond von der Universität in San Antonio schauten nun anhand von Daten der Studie SABOR, welche Männer getrost auf ein regelmäßiges PSA-Screening verzichten können (J Urol 2015, online 13. Februar)

Für ihre Analyse haben sie das Schicksal von knapp 3000 Männern beobachtet, die zu Beginn noch keinen Tumor hatten und im Schnitt 7,5 Jahre (maximal 12,4 Jahre) lang an der Studie teilgenommen hatten.

Anfangs wurde bei allen der PSA-Wert gemessen. Männer mit Werten über 1 ng/ml untersuchten die Ärzte jährlich, die übrigen alle zwei Jahre.

Bei den Arztterminen erfolgte zusätzlich zum PSA-Test auch eine digital-rektale Untersuchung. Insgesamt spürten die Studienärzte 289 Prostatatumoren auf.

Zehnmal weniger Tumoren

Das Team um Gelfond teilte nun die Männer aus der Studie gemäß ihres Anfangs-PSA-Wertes in sechs Gruppen ein: Solche mit einem Wert unter 1 ng/ml, solche mit Werten von 3-10 ng/ml sowie vier Gruppen zwischen 1 und 3 ng/ml.

Wie erwartet, war die Inzidenz von Prostatatumoren in der Gruppe mit Anfangswerten unter 1 ng/ml am geringsten. Zu dieser Gruppe gehörte immerhin rund die Hälfte der Männer. Von ihnen erkrankten im Laufe von zehn Jahren lediglich 3,4 Prozent an einem Prostatatumor.

Je höher die Anfangs-PSA-Werte waren, umso höher war auch die Tumorinzidenz. In der Gruppe mit PSA-Konzentrationen über 3 ng/ml erkrankten im Laufe von zehn Jahren knapp 40 Prozent an dem Tumor, das Krebsrisiko bei solchen Werten ist also zehnfach höher als bei einem Anfangs-PSA-Level unter 1 ng/ml.

20 Mal weniger aggressive Tumoren

Wenig überraschend war auch die Rate hochgradiger Tumoren (Gleason-Score über 6) in der Gruppe mit den niedrigsten PSA-Basiswerten am geringsten: Nach zehn Jahren erkrankten lediglich 0,9 Prozent der Männer an solchen Tumoren, bei den mit den höchsten Basiswerten lag der Anteil bei 17,5 Prozent.

Das Risiko für aggressive Tumoren ist bei Männern mit niedrigen PSA-Basiswerten folglich sogar 20-fach niedriger als bei Männern mit Werten über 3 ng/ml.

Insgesamt waren von den 39 Tumoren, die bei Männern mit Basiswerten unter 1 ng/ml diagnostiziert worden waren, je nach Definition 28-35 niedrig-gradige Tumoren.

Die Tatsache im Hinterkopf, dass sich in einigen großen Studien die Prostatakrebs-Sterblichkeit durch das PSA-Screening nicht senken ließ und in anderen der Nutzen eher gering war, schlagen die Krebsforscher um Gelfond vor, bei dem Großteil der Männer mit PSA-Werten unter 1 ng/ml auf einen regelmäßigen PSA-Test zu verzichten.

Sie raten, die Serumwerte dieses Biomarkers nur noch alle zehn Jahre zu bestimmen, etwa im Rahmen einer allgemeinen Krebsvorsorge zusammen mit einer Koloskopie.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Unzuverlässige Biopsie

Beim Prostatakarzinom heißt GG1 nicht immer indolent!

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 19.03.201501:16 Uhr

die USA interessiert uns eigentlich wirklich nicht, wenn es um den lächerlichen PSA-Wert geht.

Eine preiswertere Krebsvorsorge für den häufigsten bösartigen Tumor der Männer ist wohl kaum vorstellbar.

Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?

Ärztin schaut sich Bildgebung auf ihrem Tablet an.

© Pixel Skull Design / stock.adobe.com

New Work-Modelle

Homeoffice für Ärzte – so klappt das!

„Nicht jeder Mensch ab 70 wird künftig Statine nehmen, aber es werden mehr als bisher sein“, prognostiziert Kollegin Erika Baum von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

© Rafal Rutkowski / stock.adobe.com

„Erheblicher zusätzlicher Beratungsbedarf“

Statine: Was der G-BA-Beschluss für Praxen bedeutet