Umweltmedizin

Pollenflug: ePIN macht Infos schneller verfügbar

Informationen zur jeweils aktuellen Pollenbelastung werden verbessert: Ein automatisiertes Pollenmessnetz soll Betroffene ebenso wie Ärzte und Forscher mit aktuellen Daten versorgen.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Wie kommen aktuelle Infos zum Pollenflug rascher an Interessierte? Forscherinnen und Forscher setzen dafür auch auf ein elektronisches Polleninformationsnetzwerk.

Wie kommen aktuelle Infos zum Pollenflug rascher an Interessierte? Forscherinnen und Forscher setzen dafür auch auf ein elektronisches Polleninformationsnetzwerk.

© Tamara / stock.adobe.com

Leipzig. Die verbreiteten Pollenflug-Apps bringen Menschen mit entsprechenden Allergien und Sensibilisierungen kaum etwas, meint ein Experte. Denn sie beruhten auf numerischen Modellen, denen historische Daten zum Pollenflug zugrunde liegen, erklärte Professor Jeroen Buters vom Zentrum Allergie & Umwelt (ZAUM) der Technischen Universität München beim Pneumologiekongress in Leipzig. Sie spiegelten damit nicht die Realität wider.

Die Daten der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (www.pollenstiftung.de) lägen mit einwöchiger Verzögerung vor. Abhilfe sollen automatisierte Pollenmonitoring-Stationen wie das Bayerische Pollenmessnetz ePIN (elektronisches Polleninformationsnetzwerk) schaffen.

Die mit ePIN erfassten Daten können innerhalb von Stunden unter www.pollenscience.eu abgerufen werden. Auch außerhalb Bayerns stehen bereits einige dieser Geräte, etwa in Leipzig, Wiesbaden, Berlin und Wetzlar. Auftretende Beschwerden können mit diesen Daten abgeglichen und für die gezielte Diagnostik sowie Forschung genutzt werden.

Pollenbelastung verändert sich

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel verändert sich die Pollenbelastung der Bevölkerung und die damit verbundene Sensibilisierung. Es gebe eine umfangreiche Datenlage zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Pollenbelastung, sagte Buters. So hat sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten die Pollenflugsaison näher Richtung der Wintermonate verschoben, etwa was Hasel-, Birke- und Gräserpollen angeht. Weniger Veränderungen sind bei Pflanzen zu erwarten, die erst spät blühen.

Manche Pollenbelastungen werden zu-, andere abnehmen. Weil zum Beispiel Birken die zunehmend heißen Temperaturen nicht vertragen, wird der Birkenpollenflug in den nächsten Jahrzehnten wohl zurückgehen. Die Gräserpollenbelastung dagegen wird eher zunehmen. Das liegt auch an der Artenvielfalt: Wird es einer der etwa 300 Gräserarten zu heiß, wird deren Platz durch eine andere Gräserart eingenommen. Weiterhin hat sich die Pollenflugsaison verlängert und die Gesamtmenge an Pollen hat zugenommen.

Unterschiedlicher Umgang mit Ambrosia

Dass der Mensch der sich verändernden Fauna mit allergologischem Potenzial nicht ganz wehrlos gegenübersteht, schilderte Buters anhand der sich invasiv ausbreitenden Ambrosiaarten. Dies war Ende der 1990er-Jahre zum Beispiel auch im schweizerischen Lugano als auch im nur 50 km Luftlinie entfernt liegenden italienischen Legnano (Mailand) der Fall. In der Schweiz wurde Ambrosia systematisch bekämpft, südlich der Grenze nach Italien nicht.

Die Folge: Die Belastung mit Ambrosiapollen in Italien hat seit 1995 massiv zugenommen, in der Schweiz nicht. Lag die Sensibilisierung der Menschen in Lugano im Jahre 2009 bei 19 Prozent, waren es im italienischen Legnano 72 Prozent. Die Sensibilisierung brauche fünf bis sechs Jahre, sagte Buters. Hat sich die Pflanze in dieser Zeit etabliert, lasse sich das Allergie-Problem nicht mehr aus der Welt schaffen.

In diesem Zusammenhang machte Buters darauf aufmerksam, dass die Anpflanzung hitzeresistenter, hierzulande nicht heimischer Bäume und Sträucher durch Stadtplaner zu neuen, bislang unbekannten Sensibilisierungen führen könne. Dies müsse vermieden werden, indem Stadtplaner, Pflanzenwissenschaftler und Allergologen zusammenarbeiteten.

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