Gute Nachrichten des Jahres 2023

Positiver Jahresrückblick: Erstmals Impfschutz gegen schwere RSV-Infekte!

Fast 60 Jahre wurde vergeblich nach RSV-Impfstoffen geforscht. Nun gibt es erstmals zwei RSV-Vakzinen und zudem ein neues Antikörper-Präparat – aus unserer Serie zu guten Nachrichten im Jahr 2023.

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Schriftzug "2023" mit einem Smiley als 0 auf pinkem Grund: Symbolbild für den positiven Jahresrückblick.

Gute Nachrichten aus dem Jahr 2023: Das ist unsere Serie dazu.

© [M] Aliaksandr / stock.adobe.com

Seit diesem Jahr gibt es erstmals wirksamen Impfschutz gegen Infektionen mit dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) und außerdem zur Prophylaxe das neue einfach zu applizierende Antikörperpräparat Nirsevimab. Das sind große Fortschritte für die ganze Welt: In Industrieländern zählen schwere Atemwegsinfektionen mit RSV zu den häufigsten Ursachen für schwere Erkrankungen und Hospitalisierungen von Säuglingen, in Entwicklungsländern zu den häufigsten Todesursachen im ersten Lebensjahr. Außerdem sind alte Menschen von schweren RSV-Erkrankungen bedroht. Eine spezifische Therapie gibt es nicht.

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Eine RSV-Infektion führt nur vorübergehend zu einer schützenden Immunität. Reinfektionen sind häufig und halten die Viruszirkulation aufrecht. Die Infektionen verlaufen zwar bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der Regel leicht, können aber bei Säuglingen, die dem Virus gegenüber naiv sind, sowie bei Risikopatienten und Senioren zu Komplikationen wie Bronchiolitis und schweren Pneumonien führen.

RSV-Welle schwillt seit Mitte November an

Bekanntlich treten RSV-Infektionen ähnlich wie Influenza in Wellen auf. In Deutschland hat dieses Jahr die RSV-Welle in der zweiten Novemberhälfte begonnen, seither steigt die Zahl der Säuglinge mit RSV-bedingten Krankenhauseinweisungen an, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Vergangenen Winter war die Situation besonders belastend: Ab November 2022 wurden bundesweit nach Schätzungen des RKI etwa 44.000 betroffene Kinder in Kliniken eingewiesen. Außerdem seien etwa 12.800 Erwachsene RSV-bedingt stationär behandelt worden, knapp 3.000 davon intensivmedizinisch.

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Die Zahl der Betroffenen in Deutschland ließe sich mit den neuen Prophylaktika deutlich reduzieren. Seit dem Start der Impfsaison im Oktober sind die beiden Vakzinen Abrysvo® (Pfizer) und Arexvy® (GSK) auf dem Markt, ebenso Nirsevimab (Beyfortus®, AstraZeneca/ Sanofi). Beide Impfstoffe sind für Senioren im Alter ab 60 Jahre zugelassen, Abrysvo® darüber hinaus für Schwangere um Neugeborene zu schützen. Geimpft wird im dritten Trimenon, die induzierten Antikörper werden als Nestschutz an die Kinder weitergeben.

Neues Antikörper-Präparat zur Eindosis-Prophylaxe

Ähnlich wie bei HIV waren in den vergangenen Jahrzehnten trotz intensiver Forschung alle Impfstoffkandidaten gegen RSV gescheitert. Vor über 20 Jahren war die bisher einzige bei uns verfügbare Prophylaxe entwickelt worden: Der monoklonale Antikörper Palivizumab wird in Deutschland während der RSV-Saison empfohlen, und zwar Hochrisikokindern etwa nach Frühgeburt, bei angeborenen Herzfehlern oder auch bei chronischen Lungenkrankheiten. Die herkömmliche Behandlung ist aber aufwändig, weil das Präparat in der RSV-Saison monatlich zwischen November und März fünf Mal injiziert werden muss. Der Antikörper Nirsevimab ist hier ein großer Fortschritt, denn damit reicht eine Eindosis-Prophylaxe für die Saison.

Der Ball liegt jetzt bei der Ständigen Impfkommission (STIKO), die Empfehlungen für die neuen Schutzmöglichkeiten zusammenstellen muss. (eis)

Welche Entwicklung/Neuerung ist Ihnen 2023 besonders positiv in Erinnerung geblieben? Schreiben Sie uns an info@aerztezeitung.de

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