Kommentar zur Darmkrebskoloskopie

Qualität als Kontrollkriterium

Eine Studie zu Intervallkarzinomen nach einer Screeningkoloskopie legt nahe, auch die Adenomdetektionsrate für die Bemessung des Kontrollzeitraums heranzuziehen.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:

Die Gefahr, trotz Teilnahme am Koloskopiescreening zur Darmkrebsprävention ein Kolorektalkarzinom zu entwickeln, hängt unter anderem von den histologischen Risikomerkmalen entdeckter Läsionen, teils aber auch von der Qualität der Koloskopie selbst ab. Das ist nicht weiter erstaunlich.

Verblüffender sind manche Folgen der Screeninggüte, die seit Längerem unter dem Rubrum „Detektions-Überwachungs-Paradox“ diskutiert werden: Je höher die Detektionsqualität der Basiskoloskopie, desto eher werden Adenome entdeckt und desto mehr Überwachungskoloskopien werden gemäß den Leitlinien fällig. Und je geringer die Qualität, desto mehr Patienten bekommen ein geringes Risiko mit langem Kontrollintervall bescheinigt. Dabei wäre das umgekehrte Vorgehen vermutlich sinnvoller.

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Eine weitere Studie hat nun die inverse Beziehung zwischen Adenomdetektionsrate (ADR) und der Diagnose von Intervallkarzinomen bestätigt. Nicht nur das Risikoprofil der entdeckten Adenome, sondern auch die Qualität der Koloskopie gemessen an der ADR spielt dafür eine Rolle. Daher sollte, so die Forscher, zur Berechnung des Kontrollintervalls auch die ADR herangezogen werden.

Das klingt plausibel, und gewiss wird ein gründlicher Endoskopiker mehr Adenome finden als ein weniger genauer. Es hat jedoch auch einen Preis, die ADR zum Maß aller Screeeningdinge zu erheben. Daten des deutschen Screeningprogramms haben vor einigen Jahren ergeben, dass die im Lauf der Zeit festzustellende Steigerung der ADR vor allem kleine Adenome unter 5 mm Größe betraf; bei fortgeschrittenen Läsionen fiel der Zuwachs geringer aus.

Das macht aus vielen Screeningteilnehmern mit niedrigem Risiko Patienten mit Überwachungsbedarf; siehe obiges Paradoxon. Es beruhigt dann immerhin, dass eine hohe ADR wenigstens vor Krebs im Intervall besser zu schützen scheint.

Schreiben Sie dem Autor: robert.bublak@springer.com

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