Bremen

"Trostpflaster" statt Vollversorgung

Der Präsident der Bremer Psychotherapeutenkammer Schrömgens kritisiert Gesundheitssenatorin Quante-Brandt nach dem Rückzug der Stadt aus der psychiatrischen Rund-um-die-Uhr-Betreuung als "konzeptionslos".

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BREMEN. Bremens psychiatrische Modellprojekte in der Kritik: Der Präsident der Bremer Psychotherapeutenkammer, Karl Heinz Schrömgens, hat dem Bremer Gesundheitsressort mit Senatorin Eva Quante-Brandt (SPD) an der Spitze "Konzeptionslosigkeit bei der Versorgung von psychisch kranken Menschen mit komplexem Versorgungsbedarf" vorgeworfen.

Die Senatorin hatte angekündigt, dass Bremen im laufenden und im kommenden Jahr je 1,2 Millionen Euro zusätzlich für die psychiatrische Versorgung an der Weser bereitstellen wolle.

Mit dem Geld sollen Nachtcafés im Bremer Westen für die Betreuung psychiatrischer Patienten in der Zeit von 19.30 Uhr und 2.30 Uhr finanziert werden sowie eine telefonische Rufbereitschaft in der Zeit von 20.30 Uhr bis 9 Uhr. Außerdem sollen Psychiatrieerfahrene als so genannte "Genesungshelfer" bereit stehen.

Für Schrömgens sind die Maßnahmen nur ein Trostpflaster angesichts des Rückzugs der psychiatrischen Behandlungszentren in der Stadt aus der Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Denn der sozialpsychiatrische Dienst in den Zentren stand bisher für Menschen in seelischen Krisen ständig bereit. Schrömgens vermisst zudem die Einbindung professioneller Kräfte. Die Ausbildung der "Genesungshelfer" sei nicht ausreichend. "Für den selbstständigen Umgang mit akuten suizidalen Krisensituationen kann das schwerlich als ausreichender Kompetenzerwerb verstanden werden", kritisiert Schrömgens.

Bei der nächtlichen Rufbereitschaft fehlt dem Kammer-Chef zudem auch ärztlich-psychiatrische oder psychotherapeutische Kompetenz. In Kliniken dagegen sei es selbstverständlich, dass zu jeder Zeit von approbierten Assistenzärzten ein erfahrener Facharzt hinzugezogen werden kann.

Die Senatorin hatte kürzlich von insgesamt 13 "innovativen Projekten mit Modellcharakter" gesprochen, vor allem in Hinblick auf die Genesungshelfer. Es gehe um "die stärkere Einbeziehung von Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen sowie eine stärkere Vernetzung der Angebote in den Stadtteilen", so Quante-Brandt. Derzeit wird in Bremen an einer umfassenden Psychiatriereform gearbeitet. (cben)

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