Ernährung

Viel Kalzium erhöht das Gefäßrisiko nicht

Gesunde Erwachsene, die täglich mit Nahrung oder Nahrungsergänzungsmitteln bis zu 2500 mg Kalzium aufnehmen, setzen sich dadurch keinem kardiovaskulären Risiko aus.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Kalziumreiche Lebensmittel: Das Mineral dient vor allem der Knochengesundheit.

Kalziumreiche Lebensmittel: Das Mineral dient vor allem der Knochengesundheit.

© robynmac / fotolia.com

BOSTON. Viele Menschen nehmen Kalziumpräparate zur Prävention ein, manche auch in Kombination mit Vitamin D. Theoretisch könnte das negative Folgen haben, weil das Mineral etwa an der Gefäßkontraktion und -dilatation beteiligt ist.

In den USA wurde daher geprüft, ob die Supplementierung negative Effekte auf das kardiovaskuläre System hat.

Die US-National Osteoporosis Foundation hat hierzu ein Team um die Gesundheitsforscherin Dr. Mei Chung von der Tufts-Universität in Boston beauftragt. Grundlage ihrer Analyse waren Daten unter anderem des zentralen Cochrane-Registers für kontrollierte Studien.

Insgesamt 31 Studien wurden ausgewertet: eine prospektive Fall-Kontroll-Studie (auf der Basis einer Kohortenstudie), vier randomisierte kontrollierte Studien sowie 26 prospektive Kohortenstudien (Ann Intern Med 2016; online 25. Oktober).

Keine einheitliche Dosis-Wirkungs-Beziehung

Wie die Wissenschaftler berichten, ließ sich keine einheitliche Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Kalziumaufnahme und der Mortalität bei Schlaganfall und kardiovaskulären Erkrankungen feststellen.

Dies gilt allerdings nur für Mengen unterhalb der Toleranzgrenze von maximal 2500 mg am Tag. Meist lagen die Tagesdosen zwischen 200 und 2400 mg. Daten zu sehr hohen Kalziummengen fehlen.

Allerdings weisen die Forscher darauf hin, dass die Interpretation der Daten dadurch erschwert wird, dass die Bestimmungen der Kalziumexposition nicht exakt waren. Noch immer sei unklar, wie sich hohe Kalziumaufnahmen auf das Risiko von KHK- und Schlaganfall auswirken.

Chung und ihre Kollegen glauben, dass eine Studie mit ausreichend statistischer Aussagekraft, mit der sich noch geringe Unterschiede beim kardiovaskulären Outcome ermitteln lassen, wohl kaum zustande kommen wird.

Sie empfehlen daher prospektive bevölkerungsgestützte Kohortenstudien, in denen die Gesamtkalziummenge sowie die durch die Nahrung und durch Nahrungsergänzungsmittel aufgenommenen Mengen mithilfe validierter Beurteilungsmethoden bestimmt werden.

Grenze zwischen 2000 bis 2500 mg

Die aktuelle Empfehlung der US-National Osteoporosis Foundation und der American Society for Preventive Cardiology (Ann Intern Med. 2016; 165; online 25. Oktober. doi: 10.7326/M16-1743) lautet auf Grundlage der Studie von Chung und ihren Kollegen sowie weiterer Untersuchungen, dass Kalziumaufnahmen aus Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmitteln sicher sind, wenn die Tagesdosis, bis zu der der Mineralstoff noch verträglich ist, also zwischen 2000 bis 2500 mg, nicht überschritten wird.

Dr. Karen L. Margolis vom HealthPartners Institute in Minnesota und Dr. JoAnn E. Manson vom Brigham and Women's Hospital in Boston weisen in ihrem Kommentar darauf hin, dass es keine Belege dafür gibt, dass die Aufnahme von Kalziummengen über die empfohlene Tagesdosis hinaus einen Nutzen für die Knochengesundheit oder auch den Gesundheitsstatus generell hat.

Es gebe zudem Gründe, Kalzium aus Nahrungsmitteln wie Milch, Joghurt, Käse und in Öl eingelegtem Fisch wie Sardinen dem Kalzium als Nahrungsergänzungsmittel vorzuziehen.

Einer davon sei, dass mit der Nahrung aufgenommenes Kalzium das Risiko für Nierensteine reduziere, andererseits förderten Kalziumsupplementationen die Steinentstehung. "Mehr" bedeute deshalb nicht immer auch zugleich "besser".

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neues Versorgungsangebot

DMP Osteoporose in Rheinland-Pfalz vor dem Start

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel